The Murder Capital: Abgesagte Konzerte wegen Palästina-Flagge

Die Venues wollten keine Flaggen auf der Bühne – und die Band keinen Auftritt ohne „Free Palestine“.

The Murder Capital sind aktuell eigentlich mitten in ihrer „Blindness“-Tour. Aufgrund von ihrem Wunsch, eine Palästina-Flagge auf der Bühne zu platzieren, wurden die beiden Deutschland-Konzerte in Berlin und Köln jedoch abgesagt.

Nationalflaggenverbot im gesamten Club

Zunächst war wohl der Gretchen Club in Berlin nicht damit einverstanden, dass die Band wie bei ihren vorherigen Gigs Flaggen auf der Bühne präsentiert. Auf Instagram erklärte der Veranstaltungsort: „Wir bedauern sehr, dass die Show mit The Murder Capital nicht stattgefunden hat. Wir als Veranstaltungsort verfolgen seit vielen Jahren eine ‚Keine Nationalflaggen‘-Regel. Das bedeutet, dass wir keinerlei Nationalflaggen in unserem Veranstaltungsort dulden. Dies ist auch in unseren Veranstaltungsspezifikationen festgehalten, damit auch die Künstler davon erfahren. Beim Soundcheck am späten Nachmittag stellte sich heraus, dass die Band eine palästinensische Flagge auf der Bühne hatte. Wir baten sie, die Flagge zu entfernen, aber sie entschieden, dass diese Flagge für sie und ihre Show zu wichtig sei, um ohne sie auftreten zu können.“

Diese Regelung wird unter anderem damit begründet, dass der Club „ein sicherer Ort für viele verschiedene Communitys“ sein möchte. „Wir fühlen uns zutiefst geehrt, mit so vielen verschiedenen Gemeinschaften und Künstlern aus aller Welt zusammenarbeiten zu können. Das haben wir in der Vergangenheit getan, tun es jetzt und werden es auch in Zukunft tun. Im Nahen Osten unterstützen wir die palästinensische Gemeinschaft sowie die jüdische und/oder israelische Bevölkerung. Wir präsentieren auch Künstler aus der gesamten Region“, heißt es in der Bekanntmachung.

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Band und Veranstalter konnten in beiden Städten keinen Kompromiss finden

The Murder Capital selbst äußerten sich zu der Thematik wie folgt via Instagram: „Wir sind heute Morgen in Berlin angekommen. Wir hatten keine Ahnung, dass wir diese Flagge heute hier nicht hissen dürfen. Wir haben es erst am frühen Nachmittag erfahren, aus Sicht der Band. Wir haben eine Stunde lang diskutiert, was wir tun sollten. Wir kamen zu dem Entschluss, die Flagge nicht von der Bühne zu nehmen. Das war eine ziemlich einfache Entscheidung, aber wir diskutierten mögliche Folgen.“

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Frontsänger James McGovern erklärte weiter im Statement einen zusätzlichen Aspekt, den der Veranstalter nicht erwähnte: „Danach haben wir diskutiert. Würden wir die Flagge durch ein Banner mit der Aufschrift ‚Free Palestine‘ ersetzen? Auch das würden sie uns nicht erlauben. Es geht also nicht nur um Nationalflaggen. Es geht um politische Statements. Und für uns ist das nicht nur ein politisches Statement, sondern ein humanitäres.“

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Im Gegensatz zu Kneecap sagten The Murder Capital ihre Auftritte selber ab

So entschied die Gruppe wohl, das Konzert im Gretchen Club abzusagen. Als Ersatz spielten sie einen kurzen Outdoor-Gig. Auch ihre für den 11. Mai angekündigte Show in Köln wurde gecancelt und mit einer akustischen Open-Air-Show ersetzt.

The Murder Capital zufolge konnten sie in der gesamten Stadt keinen Club finden, die ihre pro-palästinensischen Statements auf der Bühne erlaubte. Ursprünglich sollte das Konzert der irischen Band im Gebäude 9 stattfinden. Vom Veranstaltungshaus gibt es diesbezüglich noch kein öffentliches Statement.

Der aktuelle Vorfall kann an ähnliche Schlagzeilen aus dem April erinnern: Nachdem Kneecap beim Coachella Festival sich bei ihrem Auftritt pro-palästinensisch geäußert hatten, schmissen deutsche Festivals sie aus dem Line-Up und auch ihre US-amerikanische Booking-Agentur beendete die Zusammenarbeit mit ihnen. Als Reaktion auf die Kontroversen wurde ein Support-Letter ins Leben gerufen, den mittlerweile schon über 100 Künstler:innen unterzeichnet haben.