Berlusconi-Familie an ProSieben interessiert: Das Aus für Joko & Klaas?

Die Berlusconi-Familie will ProSieben besitzen. Was könnte das für Joko und Klaas bedeuten?

Vor ein paar Monaten machte der italienische Medienkonzern „Media For Europe“ (MFE) der deutschen Sendergruppe ProSiebenSat.1 ein Übernahme-Angebot, dass die Anteile des MFE deutlich steigern würde. Seither stehen die Mediengruppen miteinander in Verhandlung. Im Falle einer Zusage durch ProSiebenSat.1 läge ProSieben, und folglich auch Shows wie „Joko&Klaas gegen ProSieben“ oder „Wer stiehlt mir die Show?“, potentiell unter dem konzeptionellen Einfluss der Berlusconi-Familie. Aber machen Joko und Klaas da überhaupt mit?

Warum das für viele Medienexpert:innen ein Problem darstellt

Silvio Berlusconi war bekennender Rechtspopulist und Befürworter patriarchaler Strukturen. Er nutzte die MFE unter anderem, um den Einfluss seiner Partei Forza Italia zu sichern. Nach seinem Tod 2023 übernahmen seine Kinder den Medienkonzern. Zwar sind Berlusconis Nachkommen nicht in der italienischen Politik aktiv, doch stehen sie der Partei noch immer nah.

Fans und Medienbeobachter:innen sorgen sich angesichts der politischen Orientierung des verstorbenen Unternehmensgründers also um die Zukunft der redaktionellen Integrität von ProSieben. Im Fokus der medialen Diskussionen standen bei Zuschauer:innen zuletzt vor allem aber die Gesichter des Senders: Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Es bestehe die Sorge, die Moderatoren könnten aufgrund der potentiellen Übernahme vom Sender entlassen werden. Oder aber sie könnten im anderen Extremfall aussteigen. Unterliegend besteht angesichts der geopolitischen Entwicklungen in Europa die Angst, dass Medienmogule, wie die Berlusconi-Familie, die journalistische Medienvielfalt des Senders kompromittieren könnten.

Auf Nachfrage dementierte der Sender jedoch eine Ausstiegsklausel der beiden Moderatoren. Ein Sprecher versicherte: „Die Zuschauer:innen können sich sicher sein. Joko und Klaas werden in den nächsten Jahren viele und vor allem herausragende Shows auf Joyn und ProSieben moderieren“. Der Exklusiv-Vertrag des Duos wurde erst im März diesen Jahres auf weitere fünf Jahre verlängert. Ein Ausstieg muss also nicht befürchtet werden.

Dennoch bleibt die Frage offen: Wie wird es inhaltlich für den Unterhaltungssender weitergehen? Besonders Joko und Klaas sind neben ihren Rollen als Entertainment-Garanten bekannt für politische Einstellung. In der Vergangenheit etwa gab es Sondersendezeiten, in denen Themen wie Seenotrettung, Rechtsextremismus oder patriarchaler Strukturen angesprochen wurden.

Bedenken zur journalistischen Vielfalt

Wolfram Weimer, der Kultur- und Medienstaatsminister der Bundesregierung, äußerte kürzlich Bedenken zur Übernahme von ProSiebenSat.1. „Wenn die italienische Medienholding MFE tatsächlich die Mehrheit an ProSiebenSat.1 übernimmt, erwarten wir, dass die journalistische Unabhängigkeit der Redaktionen gewahrt bleibt und keine Einflussnahme durch die neuen Eigentümer erfolgt“, so Weimer.

Im Juli bekräftigte Pier Silvio Berlusconi, dass das Unternehmen die deutsche Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins nicht vollständig übernehmen wolle. „Wir zielen nicht auf vollständige Kontrolle ab, sondern auf Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht“, heißt es. Die MFE werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität des großen privaten Medienkonzerns bewahren.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Sender die redaktionelle Freiheit des Teams um Winterscheidt und Heufer-Umlauf schützen wird.

MFE: Eine paneuropäischen Sendergruppe?

Um das Medienunternehmen den ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi europaweit auszubauen, möchte der Konzern mehr Anteile des deutschen Senders ProSieben übernehmen. Es standen bereits Angebote des Konzerns im Raum, die man nun aber deutlich aufgestockt habe. Das lässt das Übernahme-Angebot des italienischen Medienkonzerns deutlich attraktiver für Aktionäre erscheinen als das des tschechischen Investment-Konkurrenten PPF. Sollte das Angebot der Berlusconis angenommen werden, besäße der Medienkonzern rund 40,4 Prozent der Anteile der deutschen Senderkette. Das endgültige Ergebnis wird kommende Woche erwartet.