Sean „Diddy“ Combs fordert Freispruch: Streit um „Mann Act“
„Ich habe nur zugeschaut“: Sean „Diddy“ Combs kämpft weiter um seine Freilassung.
Sean „Diddy“ Combs wurde im Juli 2025 wegen Verstößen gegen den sogenannten „Mann Act“ verurteilt. Nun verlangt sein Team entweder einen vollständigen Freispruch oder ein neues Verfahren – und stellt die Anwendung des über 100 Jahre alten Gesetzes grundsätzlich infrage.
Der Skandal um Sean „Diddy“ Combs: Vorwürfe und Anklagen
Sean Combs, einer der bekanntesten Rapper und Unternehmer der USA, geriet 2023 durch Zivilklagen ins Visier. Seine Ex-Partnerin Cassie Ventura warf ihm schweren sexuellen Missbrauch, sexuelle Nötigung und Gewalt vor. Bald waren auch seine privaten Sexparties – die sogenannten „Freak-offs“ im Fokus. Laut Anklage wurden diese ohne Wissen der beteiligten Personen aufgezeichnet und dienten dem inzwischen 55-Jährigen zur voyeuristischen Befriedigung, wurden aber auch als Druck- und Schweigemittel eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft sieht Combs als Kopf einer kriminellen Struktur. So erklärt Bundesstaatsanwältin Christy Slavik: „Er betrieb jahrzehntelang Sexhandel, Zwangsarbeit und entführte Menschen über Staatsgrenzen“. In den schwersten Punkten, wie etwa Menschenhandel und Erpressung, sprach die Jury ihn allerdings frei.
Die Sicht der Verteidigung: Warum Diddys Anwälte Freispruch fordern
Combs’ Anwälte bestreiten laut „TMZ“, dass ihr Mandant gegen den „Mann Act“ verstoßen habe. Das Gesetz aus dem Jahr 1910 verbietet den Transport von Personen über Staatsgrenzen zum Zweck der Prostitution. Die Verteidigung hält die Anwendung jedoch für falsch: Diddy selbst habe keine Zahlungen geleistet oder Transporte organisiert. Combs’ Verteidiger Marc Agnifilo etwa stellte die „Freak-offs“ als einvernehmliche sexuelle Abenteuer dar, bei denen sein Mandant nie aktiv beteiligt gewesen sei. Das Anwaltsteam um den Angeklagten Rapper berufen sich ebenfalls darauf, dass die Aufnahmen der Amateur-Pornografie entsprächen. Diese wiederum sind durch das „First Amendment“ geschützt.
Combs sagt laut „TMZ“, die Bundesbehörden könnten nicht wirklich beweisen, dass er männliche Escorts dafür bezahlt hat, Sex mit seinen Partnerinnen zu haben. Er hält weiterhin am Argument fest, dass alle Sexarbeiter:innen für ihre Zeit entlohnt wurden und verweist weiterhin auf seine Rolle als „kosherer Voyeurist“. Combs behauptet außerdem, der Begriff „ Prostitution“ sei im historischen Kontext des „Mann Act“ weiter gefasst. „Damals bedeutete Prostitution, das eine Frau Sex außerhalb der Ehe hat“, so der Angeklagte. Dementsprechend schlussfolgert er, dass die Auslegung der ursprünglichen Intention seiner Taten nicht entspreche und hält einen neuen Prozess, oder gar den Freispruch, für angemessen. Im neuen Verfahren könnte die Verteidigung belastende Beweise, wie etwa ein Tatvideo mit seiner damaligen Partnerin Cassie Ventura als nicht zulässig deklarieren.
Das ist der „Mann Act“: Historie und prominente Fälle
Als das Gesetz Anfang des 20. Jahrhunderts verabschiedet wurde, fürchtete man sich in den USA um den Verlust der westlichen Sitten. Begriffe wie „unmoralisches Tun“ ließen der Anwendung innerhalb der nächsten Jahrzehnte viel Raum für Interpretationen. So wurde das Gesetz mehrmals umgeschrieben und erweitert. „Unmoralisches Tun“ wurde mit „rechtswidriger sexueller Handlung“ ersetzt und unterstützte 2021 beispielsweise die Inhaftierung des Sängers und Grammy-Preisträgers R. Kelly. Auch Ghislaine Maxwell, Komplizin des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, wurde im Sommer 2022 wegen der Flüge mit Opfern zwischen New York, Paris und der Karibik schuldig gesprochen.
Entscheidung im Diddy-Prozess steht noch aus
Die Staatsanwaltschaft weist den Antrag von Diddys Team laut „TMZ“ zurück und betont die Eindeutigkeit der Beweislage. Der Antrag der Verteidigung sei lediglich ein geschickter Versuch, das Verfahren um Combs hinauszuzögern. Richter Arun Subramanian muss über den Antrag entscheiden. Der Termin für die Verkündung des Strafmaßes ist weiterhin auf den 3. Oktober 2025 angesetzt – es sei denn, die Verteidigung setzt sich mit ihrem Antrag auf Freispruch oder ein neues Verfahren durch.



