Yeule
EVANGELIC GIRL IS A GUN
Ninja Tune/Rough Trade (VÖ: 30.5.)
TripHop, Alt-Rock und süße Albträume: Die Künstlerin aus Singapur erfindet sich wieder mal neu.
Der Stadtstaat Singapur ist für vieles bekannt: Bankenwesen, Reisedrehkreuz und eine besonders stark ausgeprägte Liebe zu Ordnung und Sauberkeit. Aber Gegenkultur gehörte lange nicht dazu, auch wenn es die natürlich immer gab. Bis eben Yeule irgendwann Mitte der 2010er-Jahre plötzlich auftauchte: Ein Kind des Internets, des Hypertexts, inspiriert von Avril Lavigne und Emo und Radiohead.
Alles gleichberechtigt nebeneinander, aber zusammen eine Art hochkonzeptueller Cyber-Bedroom-Pop. Auf dem vierten Album des futuristischen Musikprojekts setzt Yeule mit Songs wie dem fantastischen „Skullcrusher“ die Entwicklung zu grungy Alternative Rock fort, die sich schon auf dem gefeierten Vorgänger SOFTSCARS abgezeichnet hatte.
Aber gleichzeitig schafft sie mit Songs wie „Tequila Coma“ TripHopwelten, die mit ihrer unheimlichen Sweetness an Portishead oder Massive Attacke in den Neunzigerjahren erinnern – und fast naiv-unschuldig wirkende Popperlen wie „Vv“, „What3vr“ und das strahlende „Dudu“. Was sie alle eint: der Verzicht auf AutoTune, die Abwesenheit der Glitch-Ästhetik, für die die selbsternannte „Glitch Princess“ lange stand. Aber nachvollziehbar: Wenn alle mit KI-Werkzeugen gleich klingen, geht Yeule den genau entgegengesetzten Weg. Und bleibt damit vor allem wieder: einzigartig.
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