Water From Your Eyes
IT’S A BEAUTIFUL PLACE
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 22.8.)
Die New Yorker befördern Rock aus dem Bedroom ins Universum.
 
        Nicht viel an dieser Musik lässt vermuten, dass sie im Schlafzimmer von Nate Amos entstanden ist, der immer noch bevorzugten Aufnahmestelle des Duos Water From You Eyes. Aber es gibt sie immer noch, diese intimen Gitarrenmomente, das Kratzen der Synthesizer, aus diesen Situationen aber jagen die Songs 2025 mit der Kraft von 100 Stadion-Amps aus dem Bedroom und werden an Orte katapultiert, die noch keinen Namen haben, weit draußen in Sphären, die eigentlich der Science Fiction vorbehalten sind, wo dieser Donner sich mit der Atmosphäre zu etwas verbindet, einer Dystopie in Rock vielleicht.
 
        Diesmal zeichneten Multiinstrumentalist Nate Amos und Sängerin Rachel Brown mit ihren beiden LiveMitstreitern Al Nardo (Gitarre) und Bailey Wollowitz (Drums) auf, und Amos schrieb die Songs auch für eine komplette Live-Band, das geht jetzt hier ganz abwechslungsreich in die Vollen. Gitarrengeschredder und Pop-Hymne auf einem Bierdeckel („Nights In Armor“), die Hardrockwand, in die Browns verträumter Gesang einzementiert ist („Born 2“), das technoid-minimale Gedröhn mit Gitarrensplitterchen („Playing Classics“) – das Angebot des Albums liest sich wie eine Speisekarte für Rock-Diversität, und hin und wieder lässt Amos seine Gitarre ein bisschen ausklimpern, manchmal wird das ein Gedicht, wie auf der nicht mal einminütigen Strecke des Titelsongs.
Hauptsache, runterkommen von all diesem Wahnsinn. „Blood On The Dollar“ ist der beste Neil-Young-Folkrocksong aus den letzten Jahren, der nicht von Neil Young stammt.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/25.
 
                     
                     
                     
                     
                     
                         
                                                            



