The Lords – Ihre schönsten Balldade

Wer wollte ernsthaft wenige Wochen nach Lord Ullis fatalem Ende eine pietät- und sympathiearme Rezension über ein Lords-Album schreiben? Zumal es auch gar nicht nötig ist, denn bei aller Objektivität haben die Lords, diese künstlerisch launenhafte, jedoch stets professionell und enthusiastisch agierende Beat-Kapelle, ihren Platz im deutschen Pop ’n‘ Rock-Ehrenhain sicher. Die 40 Lords-Jahre kulminierten zwischen 1965 und ’69. als den „deutschen Beatles“ (die sie ganz bestimmt nie waren) rund ein dutzend Gassenhauer glückten. Bei ihren vielen populären Coverversionen und originellen Eigenkompositionen fielen jede Menge B-Seiten und LP-Innereien ab – und das waren zumeist gut gemeinte Balladen. Wie Lord Ulli gestand, steckte in ihnen „mehr Finger- und Herzblut, als in den meisten anderen Titeln“. Und so schenkten die Lords sich und ihrem Anhang zum 40. Jahrestag IHRE SCHÖNSTEN BALLADEN von ’69 bis ’89. Die geballte Ladung an freundlicher Einfalt und Klischee-Gefühlsfluss ist nicht jedermanns Sache. Doch Songs vom Schlage „Blue Horizon“ oder „Stormy“ tönen eigenständig und forsch. Und Ullis erfinderische Inszenierung der schrecklichen „Lady In Black“ („Schwarze Lady“) war wohl die einzige Möglichkeit, dieser Dame Paroli zu beaten. Nein, unterschätzen durfte man Ulli und die Lords nie, auch nicht als Troubadoure. Obwohl, zugegeben, zur Überschätzung genau so wenig Grund besteht.