The Armed
THE FUTURE IS HERE AND EVERYTHING NEEDS TO BE DESTROYED
Sargent House/Cargo (VÖ: 1.8.)
Experimental-Metal, der laut vom Lärm des Lebens erzählt.
Nein, so eine herzlich normale Band sind The Armed immer noch nicht. Zwar hat das Projekt mit Tony Wolski mittlerweile ein ofzielles Sprachrohr und veröffentlicht auch mal Teilnehmerlisten, aber so ganz genau weiß man immer noch nicht, wer oder was hinter The Armed steckt, was Lüge, was Wahrheit ist, und welche der unzähligen Selbstinszenierungen einen wahren Kern haben oder eben nur bloße Inszenierung sind. Die Irritation, die Überwältigung, der mediale Lärm finden in der Musik ihre folgerichtige Entsprechung. Denn die ist auch auf THE FUTURE IS HERE AND EVERYTHING NEEDS TO BE DESTROYED ein schöner Radau.
Mit dabei sind diesmal keine spektakulär neue Namen, sondern vor allem alte Bekannte wie die Sängerin Cara Drolshagen, Queens-of-the-Stone-Age-Gitarrist Troy Van Leeuwen oder die beiden Produzenten Justin Meldal-Johnsen und Ben Chisholm. Das Spektrum reicht wie gewohnt von extremen Metal-Spielarten wie Math oder Thrash bis zu überraschend schlüssigem Punk-Rock in „I Steal What I Want“. Doch schon das sich sofort anschließende „Local Millionaire“ ist ein Paradebeispiel für das The-Armed-Prinzip: Der Song folgt erst einmal dem Muster eines bedrohlich dräuenden Gothic-Rocksongs, um sich unvermittelt in bösartiges Noise-Geknüppel zu verwandeln, noch viereinhalb Mal seine Gestalt zu wandeln und einen in ständige Alarmbereitschaft zu versetzen.
Oder „Heathen“, das elektronisch flirrt, aber dann doch ein bleischwerer Industrial-Song mit Dream-Pop-Refrain ist. In das beständig mutierende Getöse, zwischen den scheinbar unkontrollierten Rhythmen und Tempi, unter dem ganzen Geschrei und Gebollere verstecken Wolski und seine Mitstreiter:innen auch eine gesellschafts-, medien- und konsumkritische Botschaft. Wie genau sie lautet? Schwer zu hören bei dem Krach, aber vielleicht: Es gibt keine Wahrheiten im Lärm des Lebens.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.



