Terrorvision :: Stuttgart, Röhre

Ich bin glücklich, ein Rockstar zu sein. Ich liebe dieses unstete Leben, die Tourneen und speziell unsere Bühnenauftritte“, erklärte Shutty, der Schlagzeuger von Terrorvision in einem Interview im Frühjahr. Besonders letzteres merkt man dem britischen Quartett an diesem Abend in der ‚Röhre‘ in Stuttgart deutlich an. Weder die überraschend wenigen Zuschauer, noch der eher mäßige Sound und auch die Tatsache, daß Tony Wright an diesem Abend gesangstechnisch bestimmt nicht in allerbester Form ist, können Terrorvision um ihren Spaß bringen. Tony macht Faxen, springt wie ein Gummiball auf und ab und bedankt sich nach jedem Song brav beim Publikum. Auch Bassist Leigh genießt den Auftritt in dem ehemaligen Stuttgarter Eisenbahntunnel sichtlich, indem er von der Bühne herab hemmungslos mit einer langhaarigen, tanzenden Schönheit flirtet. Trotzdem — Gitarrist Mark zieht die meisten Blicke auf sich. Und das hat einen guten Grund. Aus dem sonst eher zurückhaltenden, schüchternen Saitenmann wird ein wild hüpfendes Energiebündel. Ein englischer Terrorvision-Fan (weiß der Himmel, was ihn nach Stuttgart verschlagen hat) meint denn auch mit ungläubigem Gesicht zu seinem Nebenmann: „Woah, they have a real posing guitarist.“ Die Aussage trifft den Nagel auf den Kopf, der Terrorvision-Gitarrist posed mit verzerrtem Gesicht wie Eddie Van Haien in seinen besten Tagen. Er gibt alles, was aus seinen sechs Saiten hervorgezaubert werden kann. Ansonsten gibt es an diesem Abend in Stuttgart wenig Überraschungen: Das Publikum goutiert Terrorvisions Musik-Mischung aus Metal und Punk, Pop und Hardrock. Und die Band bedankt sich dafür auf ihre Weise: Mit einem furiosen Auftritt — Tony, Leigh und Co. sind mit ganzem Herzen bei der Sache. Nur eine einzige Frage bleibt am Ende des Konzertes noch offen: Wie tief kann eine Gitarre hängen, ohne daß die Hand des Gitarristen den Kontakt zu den Saiten verliert?