Tangerine Dream – Electronic Mediation
 
        Eine vernünftige Wiederaufbereitung der ersten vier Alben von Tangerine Dream war schon lange überfällig. Nachdem Sanctuary vor mehr als zwei Jahren die Klassiker schon im 180g-Vinylformat veröffentlichte, liegt das frühe Repertoire der Berliner Band digital optimiert und im Onginal-Artwork nun auch in einer Deluxe Edition auf CD vor. Noch relativ wirr und unentschlossen klang das ganz ohne Synthesizer eingespielte Debüt Electronic Meditation (3) von 1970 – übrigens einer der ersten hiesigen Longplayer im Klappcover. Stilistisch dem Amon Düül II-Erstling Phallus Dei durchaus ähnlich, taumelt das durch Organist Jimmy Jackson und Flötist Thomas Keyserling ergänzte Triumvirat Edgar Froese. Conny Schnitzler und Klaus Schulze durch satirisch-grotesk betitelte Stücke wie „Reise durch ein brennendes Gehirn“, „Kalter Rauch“ und „Auferstehung“ . Nach den Aufnahmen trennten sich Schnitzler und Schulze von Tangerine Dream. Letzterer startete eine spektakuläre internationale Solokarriere. Für den 71er Nachfolger Alpha Centauri (4) rekrutierte Chefideologe Edgar Froese die beiden Musiker Christoph Franke und Steve Schroyder. Mit dem wiederum auf Rolf-Ulrich Kaisers Ohr-Label erschienenen Album – in der Neuauflage durch den Bonustrack „Ultima Thule Part 1“ (eine ultrarare Single von 1971) ergänzt -, schufen Tangerine Dream den Blueprint jener reduzierten Synthesizer- und Mellotron-Ästhetik, die alle ihre kommenden Werke wie einen roten Faden durchziehen sollten: Sinistre, überlange Instrumental-Suiten mit vorwiegend nach Science-Fiction klingenden Songtiteln. Wenig später ersetzte Peter Baumann den wegen heftigen Drogenkonsums durchgeknallten Schroyder. In der Besetzung Froese- Franke- Baumann, die fünf Jahre lang halten sollte, wurden Tangerine Dream zu einem der erfolgreichsten deutschen Musikexporte. Die Klangavantgarde von Zeit (4) 1972 ursprünglich als Doppel-Vinyl veröffentlicht, war noch spartanischer arrangiert und klang noch entspannter als das Vorgängeralbum. Ein Jahr später konnte das Trio mit dem noch feiner gewobenen Album Atem (5) das Interesse des britischen Underground-Kult-Radio-DJs John Peelund des Virgin-Labelgründers Richard Branson wecken, der die Synthesizer-Pioniere dann unter Vertrag nahm. Der internationale Durchbruch war da nur noch eine Frage der Zeit.
 
        www.tangennedream.de
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