Sprints
ALL THAT IS OVER
City Slang (VÖ: 26.9.)
Die irische Band erfindet das Postpunk-Rad nicht neu, lässt es aber mit Krach und Energie rollen.
Wenn man sich nach „Abandon“, dem ersten Stück auf ALL THAT IS OVER, gerade gemütlich einen Drink eingeschenkt hat und sich beim zweiten, „To The Bones“, innerlich auf einen gemütlichen Bauhaus-lastigen Wave-Abend einstellt hat, macht es spätestens bei „Descartes“ Wusch! – und Sprints treten einem den Rotwein aus der Hand und verwüsten die Bude.
Wie auch auf LETTER TO SELF, dem Debüt der irischen Band aus dem vergangenen Jahr, aber deutlich fuzziger, gibt’s wieder eine ordentliche Runde (Post-)Punk aufs Fressbrett. Ein wenig hat man nach all den Jahren ja die Leise-laut-Dynamiken über, mit denen seit Nirvana gefühlt jede dritte Band arbeitet, um die Zuhörenden, kurz bevor sie wegnicken, aus dem Schlummer zu reißen.
Diese Gefahr besteht hier allerdings nicht. Bass und Schlagzeug scheppern und schwirren um die Gitarren herum, und ab und an fühlt man sich an die seligen Nullerjahre erinnert, als dank junger New Yorker Bands wie Interpol und Liars Rockmusik wieder aufregend und cool klang. Dabei spuckt Sängerin Karla Chubb ihre wütenden Texte über GitarrenFeedbacks und -Wände, dass es eine Freude ist. So chaotisch es dabei zugehen mag, schnurren die einzelnen Teile zu einer zwingenden Summe zusammen. Man möchte sich einen großen Hammer holen und die Wohnung zerlegen.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 10/2025.



