Scissor Sisters
SCISSOR SISTERS (20th ANNIVERSARY)
Universal (VÖ: 18.7.)
Geburtstagsausgabe des Pop-, Glam- und Electrowerks.
Stürzen wir uns gleich aufs unveröffentlichte Material, auf die in Vergessenheit geratenen B- bzw A-Seiten, auf die Goodies aus dem Archiv. Sie erweitern SCISSOR SISTERS, das Debüt der queeren Glam-Truppe aus New York, die sich nach einer lesbischen Sexpraktik benannt hat, auf unterhaltsame Weise. Zum Beispiel: „Electrobix“! Das war 2002 die Debütsingle von Jake Shears, Babydaddy und Ana Matronic. Den damaligen Electroclash-Sound à la Fischerspooner oder Peaches hört man deutlich heraus. Dazu macht sich Shears mit der Zeile „your legs look like sticks“ lustig darüber, dass die Muscle-Queens im Schwulenclub offenbar ihre Oberarme und Brustmuskeln fleißig auftrainiert, die Beine aber vergessen haben.
Never skip leg-day! Heute würde so ein body-shaming vermutlich auch geshamed werden, aber nun ja. „Comfortably Numb“, die à la Bee Gees discofizierte Coverversion des Pink-Floyd-Songs, war damals die B-Seite, sie bescherte dem Act den großen Durchbruch. „Magnifique“ ist ein herrlich hysterisches Cover eines Disco-Tracks von 1979 vom Münchner Produzenten Anthony Monn. „Available (For You)“ trinkt vom Prince-Vibe der frühen Achtziger, „Night Of The Comet“ erinnert in den Strophen an Sisters Of Mercy.
„Backwoods Discotheque, Pt. II“ könnte ein ländliches Gegenstück zu Chappell Roans „Pink Pony Club“ sein. Und auch „Take Me Out“ beweist, wie raffiniert sich die Scissor Sisters im Pop-Repertoire bedienten, ohne wie plumpe Kopien zu klingen. Es ist eine im glamourös verklimperten Elton-John-Stil gehaltene Coverversion des Franz-Ferdinand-Hits. Logisch, dass sie kurz darauf mit Elton John zusammenarbeiteten.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.



