Sanam
SAMETOU SAWTAN
Constellation (VÖ: 19.9.)
Im experimentellen Psych-Rock der libanesischen Band brechen sich aktuelle Krisen Bahn
Psych-Rock ist Entgrenzungsmusik, weshalb das Genre immer wieder unter regionalen Gesichtspunkten neu interpretiert wird. Das Sextett Sanam nutzt es als Rahmen für ausladende Experimente, die sowohl von der Improv-Tradition ihrer Heimatstadt Beirut wie auch von folkloristischen levantinischen Formen und deren Neuinterpretationen geprägt sind.
Über den sturen Grooves der bisweilen an Motorik-Traditionen andockenden Rhythmussektion von Antonio Hajj und Pascal Semerdjian verflechten Farah Kaddour (Buzuq), Anthony Sahyoun (Gitarre und Synthesizer) und Marwan Tohme (Gitarre) engmaschige Melodien und Harmonien, die Sandy Chamouns mal theatralischen, mal betont distanziertem – Auto-Tune kommt auch zum Einsatz – Gesang eine Bühne bieten.
Sanam schaffen auf SAMETOU SAWTAN mit sehr viel Ruhe umso mehr Dringlichkeit, in der sich Erfahrungen verschiedener ökonomischer und sozialer Krisen sowie nicht zuletzt ein brutaler Krieg Bahn zu brechen scheinen. Psych-Rock kann vieles sein, so emotional eindrücklich klang er aber selten.
Diese Review erschien zuerst um Musikexpress 10/25.


