Robert Plant
SAVING GRACE
Nonesuch/Warner (VÖ: 26.9.)
Der einstige Rockgott pflegt seine Folk-Gentleman-Patina.
Die Wurzeln von Robert Plants jüngstem Roots-Projekt und -Musikerkollektiv gehen geografisch auf seine eigenen zurück. Diese ungezwungene Coversong-Sammlung entstand innerhalb der letzten sieben Jahre im englisch-walisischen Grenzland, welches der Led-Zeppelin-Sänger liebevoll als sein Auenland bezeichnet. Banjo und Streichinstrumente bilden in den sparsamen, puckernden und zuweilen pflügenden Arrangements die feineren instrumentalen Pinselstriche, während der einstige Rock-Gott weiterhin seine Folk-Gentleman-Patina pflegt.
In Suzi Dian, der Ehefrau von Perkussionist Oli Jefferson, hat er sich nach Alison Krauss erneut eine erstklassige weibliche Co-Stimme angelacht, die das tolle „Too Far From You“ auch (fast) im Alleingang zu tragen vermag. Jener von Sarah Siskind komponierte Song, der bereits in der Country-TV-Serie-Schmonzette „Nashville“ zu hören war, definiert dann auch ein grundlegendes Erfolgsprinzip dieses Albums: Es sind nämlich nicht die historischen – allesamt schönen – Traditionals oder geborgenen Song-Schätze von Moby Grape, Memphis Minnie oder Blind Willie Johnson, die hier am meisten verzücken, sondern kontemporäre Kompositionen.
Wenn etwa The Low Anthems bittersüßes „Ticket Taker“ im Simon-&-Garfunkel-Stimmungslicht erstrahlt oder Lows noisiges „Everybody’s Song“ zum veritablen Scheunenstampfer wird, spielt Plant mit SAVING GRACE (so auch der Name seiner Begleitband) sämtliche Karten aus.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 10/2025.



