Prolapse
I WONDER WHEN THEY’RE GOING TO DESTROY YOUR FACE
Tapete/Indigo (VÖ: 29.8.)
Nach 26 Jahren Pause haben die Briten nichts von der Wucht ihres lärmigen Postpunk eingebüßt.
Zwischen 1994 und 1999 veröffentlichten sie vier Platten mit rotzlautem Postpunk. 26 Jahre später schieben Prolapse ein Album nach, dessen Titel Schmerzhaftes verspricht: I WONDER WHEN THEY’RE GOING TO DESTROY YOUR FACE klingt so, wie es heißt. Die schlecht gelaunten Sänger:innen Mick Derrick und Linda Steelyard granteln sich durch toxische Spoken-Word-Dialoge, während drei Gitarristen Riffs wie rostige Rasierklingen produzieren, und alle damit beschäftigt sind, aus konventionellen Instrumenten möglichst überdimensionalen Sound herauszukloppen.
Mitunter klingt das, als ob Idles ihre Endgegner Sleaford Mods covern würden, wie etwa „Cha Cha Cha 2000“ mit nervösem Beat und kantigen Gitarren. Gelungener sind die ordentlich krachenden Stücke: „The Fall Of Cashline“, das wuchtige Epizentrum dieses Albums, basiert auf einem repetitiven Garagen-Riff, in dem die Vocals erbarmungslos ersaufen.
Einige Songs sind endlos evolviert, andere wurden improvisiert, und zwar in den walisischen Foel Studios, wo schon The Fall und My Bloody Valentine aufnahmen. Mit Letzteren teilen Prolapse die Vorliebe zum monströs gelayerten Sound, doch wo MBV in durchproduzierten Klangmauern hübsche Melodien verstecken, brettern Prolapse einfach drauflos. Muss ja so sein, für ein Album, das so schmerzt wie sein Titel.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/25.



