Paul Sies
MEIN SCHÖNER HALS
Superbol/Believe (VÖ: 14.2.)
Der Schauspieler taucht mit seinen Liedern die modische Traurigkeit der Hauptstadthedonisten in unverdienten Glamour.
Manchmal ist es nur ein Wort wie „vögeln“ oder „Fresse“, das herausfällt, mal ist es ein schräger Ton, mal nur eine Silbe, die einen Moment zu lang im Raum hängt. Dieses Hängen zwischen den Erwartungen und dem Brechen der Konventionen, zwischen nicht mehr jung sein, aber auch noch nicht mit Überzeugung alt sein können, das inszeniert Paul Sies stimmlich so souverän, wie man es erwarten kann von dem studierten Schauspieler, der er ist.
Der 30-Jährige, Ensemble-Mitglied am Potsdamer Hans-Otto-Theater, und seine Band aus Berliner Indie-Prominenz von Max Schröder über Liv Solveig bis Jörg Holdinghausen tränken auf seinem dritten Album üppigwarme Arrangements mit Pathos wie Zuckersirup eine gute Baklava. Aber trotzdem versinkt MEIN SCHÖNER HALS niemals im Kitsch, wenn Sies von richtungsloser Selbstbezogenheit („Arschgesicht mit Uppercut“), von sexuellen Begierden (der Titeltrack), vom besinnungslosen Feiern („Sauf Sauf“) oder – zusammen mit Moritz Krämer – von bürgerlicher Desillusionierung („Geträumt“) singt.
Die Idee, die Paul Sies verfolgt, ist spätestens seit Tom Waits nicht mehr ganz neu, aber so, wie er noch einmal hippe Langeweile und modisch aufgesetzte Traurigkeit der Hauptstadthedonisten in unverdient glamourösen Farben malt, das hört man dann doch sehr gern.
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