Patrick Wolf
CRYING THE NECK
PIAS/VMG/Apport/Rough Trade (VÖ: 13.6.)
Das einstige Wunderkind der barocken Folktronica ist gereift – und nervt nur noch ein bisschen.
Ein Jahrzehnt lang war Patrick Wolf, der in den 2000ern als flamboyantes Wunderkind experimentelle Electronica, Folk und Kammermusik mit theatraler Pop-Geste aufbereitete, weitgehend abgetaucht. Suchtprobleme, Bankrott, Unfall, Tod der Mutter – es gab viel zu verarbeiten. Auf CRYING THE NECK, seinem ersten Album mit neuem Material seit 2011, bleibt der Multiinstrumentalist den Grundsäulen seines Sounds treu: betörende Streicher und große Melodien, dazu reduziert Akustisches und aufgekratzt Elektronisches.
Auch die Mythologie des Landes, auf dem er lebt, fasziniert ihn weiterhin. Besang der Brite früher Orte in Cornwall, geistert nun sein heutiger
Wohnsitz East Kent durch die Texte, werden heidnische Rituale mit persönlicher Verlusterfahrung verwoben. Wolf verharrt jedoch nicht im eigenen Schmerz. Im traurigschönen „Hymn Of The Haar“ findet er einen ertrunkenen Migranten am Strand.
Und doch wirkt CRYING THE NECK harmonischer und milder als seine Vorgänger. Wolf zelebriert nicht mehr harte Brüche, nervt nur ein bisschen, wenn er im Zola-Jesus-Duett „Limbo“ und dem lebensbejahenden Abschied „Dies Irae“ kräftig auf die Hymnen-Tube drückt. Für Minimalisten war Patrick Wolf aber eh nie geeignet. Der Rest darf im Vollen schwelgen.
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