Memory Of Jane
UNSINKING THE CYPRESS
Blue Flowers/PIAS (VÖ: 8.8.)
Mehrfädig arrangierte Electro-Pop-Songs für die Unterwelt.
Maïlé Doremus-Cook aka Memory Of Jane hat sich für den Titel seines Debüts UNSINKING THE CYPRESS von der griechischen Mythologie inspirieren lassen. Die Zypressenbäume stehen dort für die Unterwelt und werden mit Trauer assoziiert. Dabei wirkt das Album von Doremus-Cook nicht traurig oder apokalyptisch. Die Songs haben zwar eine melancholische Note, weisen aber fast immer eine helle Klangfarbe auf.
Der britisch-französische Newcomer (jede Wette ein großer Radiohead-Fan!) ist von britisch gefärbter Bassmusik und vor allem von Jazz geprägt, Letzteres hört man unter anderem in „Loose Lines“ und „Praying I Don´t Fall“. Seine fragile Stimme passt zu den unprätentiösen Arrangements, die manchmal auch an Dream- und Ambient-Pop erinnern. Dafür wirken der Titelsong und das Finale balladesk, indem das Klavier den Ton angibt.
Anderswo dominieren experimentellere Texturen, Field Recordings gibt es anscheinend auch. Nein, ein Soundtrack für die Unterwelt ist diese Liedersammlung sicher nicht. Aber eine dezente Traurigkeit hat sich in viele Songs eingeschrieben: Doremus-Cook, Anfang zwanzig, singt über Gefühle von Entfremdung und Desorientierung, allerdings auch über Tagträume sowie Resilienz. Dafür, dass das lyrische Ich seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden hat, klingt dieser organisch anmutende Electro-Pop jedenfalls schon ziemlich stilsicher und profiliert.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.


