Marillion – Marillion.Com

Die Beharrlichkeit, mit der Marillion ihren früheren Erfolgen hinterher- und vordem damit verbundenen Nimbus davonlaufen, grenzt nun allmählich schon an Penetranz. Dabei ist ihre Vorliebe für komplex geschichteten Bombast im Laufe der Zeit der allgemeinen Entropie anheimgefallen, das letzte Album RADIATION zeugte von frustrierter Orientierungslosigkeit – als B-Seite spielten Marillion eine grandios mißlungene Coverversion von Radioheads“Fake Plastik Trees“ ein. Nun bieten die Briten mit dem epischen „House“ ihrer treuen Prog-Gemeinde einen zehnminütigen Appetithappen, die übrigen Songs auf MARILLION.COM orientieren sich an leichterer Kost, immer auf der Suche nach dem kunstvoll verpackten Popsong. Mit HOLIDAYS IN EDEN haben sie das zwar schon vor acht Jahren versucht, freilich ohne den angepeilten Chart-Erfolg. Heute geht das Quintett stellenweise angenehm entspannt, fast ambient zur Sache. Dann nämlich, wenn die Musiker einfach nur auf dem Bluesschema vor sich hingrooven, der dicke Rothery seine patentierten Soli einstreut und Keyboarder Mark Kelly beiläufig über die Tasten geht. Und siehe da: „A Legacy“ gerät zum kammermusikalischen Kabinettstückchen, und das flockige „Deserve“ erinnert daran, daß diese Band einmal Hits schreiben konnte. Über weite Strecken aber müssen wir Marillion dabei zuhören, wie sie auf dem schmalen Grat zwischen altbackenem Wohlklang und verblüffender Banalität balancieren. Es macht den Charme dieser Platte aus, daß Marillion wahrscheinlich selbst nicht wissen, wohin die Reise geht.