Kaitlyn Aurelia Smith
GUSH
Nettwerk (VÖ: 15.8.)
Die sperrigen Klanglandschaften der US-Komponistin flirten mit Pop wie selten zuvor.
Muss das jetzt auch noch sein? In „Into Your Eyes“ jagt Kaitlyn Aurelia Smith ihre Stimme durch AutoTune, moduliert sie in höhere Sphären. Also ziemlich genau dahin, wohin die in Los Angeles lebende Komponistin ihre Musik am liebsten abheben lässt. Die analogen Synthies, die sie kunstvoll miteinander verwebt, lassen sich niemals wirklich ein auf popgeschulte Erwartungshaltungen.
„Feel Heard“ kann sich niemals zu einem Rhythmus entscheiden, durch „Urges“ brummt ein furchterregendes Klopfen aus abgründigen Abgründen, „Stare Into Me“ besteht eher aus beunruhigenden Pausen als aus Tönen, „The World Just Got A Little More Big“ beginnt wie eine Klangkulisse aus einem Kinderzimmer, das man lieber nicht betreten möchte. Und dann brechen doch immer wieder berückende Melodien durch die in ihrer Komplexität arg abweisenden Konstrukte, scheinen billig wirkende Klänge auf zwischen all den sorgsam gesetzten Sounds, die vor allem eins nicht sein wollen: erwartbar.
GUSH ist ebenso irritierend wie die acht Alben, die Smith bislang veröffentlicht hat, auch – oder vielleicht gerade – weil sie mit konventionellen Popmustern flirtet wie selten zuvor. So wie im Titelsong, der sich immer wieder zur Hymne aufschwingen möchte, aber dann in Blubbern und kollidierenden Synth-Läufen ersäuft. Doch so sehr sich die Musik auch wehrt, ihre sperrige Schönheit scheint immer wieder hell auf.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/2025.


