Kaiser Chiefs
EMPLOYMENT 20
Universal (VÖ: 18.7.)
Das erweiterte Debüt- und einzig wichtige Album der Britpop-Revivalisten.
Okay, erschrecken wir uns kurz vor dem Elefanten im Raum, bevor wir ihn streicheln: Ja, die Kaiser Chiefs gibt’s nun genauso lange wie Queen zu Lebzeiten Freddie Mercurys. Wie er in den frühen Siebzigern verzierte sich Oberkaiser Ricky Wilson 30 Jahre später die Augen mit Kajal und führte die am stärksten gehypte Band der Saison an. Mit der Qualität der zwei grandiosen, gleichermaßen an Blur und The Clash geschulten Vorab-Singles „Oh My God“ und „I Predict A Riot“, konnte das Album zwar nicht ganz mithalten, warf aber mit „Everyday I Love You Less And Less“ zumindest noch einen fetten Hit für die Indie-Disco ab.
Um aber wirklich mit ihren Idolen mitzuhalten, fehlte ihnen letztlich die Raffinesse; ein sozialkritischer Song wie „Modern Way“ ergeht sich so in Gemeinplätzen: „This is the modern way / Faking it everyday“. Und vielleicht drückte die Band auch einmal zu oft aufs Gaspedal, setzte die von der Beatles-Version von „Twist And Shout“ übernommene „Oooooh“-Hinführung zum Refrain zu inflationär ein, ließ zu wenig Raum für Durchatmer wie „Team Mate“. Jedenfalls ging den Kaiser Chiefs schnell die Puste aus.
Verharren wir also dort, wo’s am schönsten war: 2005
Das Nachfolgealbum sorgte noch für den Wies’n-Hit „Ruby“, doch schon der Titel der dritten LP konnte als Wunsch der Öffentlichkeit gelesen werden: OFF WITH THEIR HEADS. Nach einer weiteren Platte schmiss Hauptsongwriter Nick Hodgson hin, ein optisch generalüberholter Wilson legte seine Indie-Credibility als Juror bei „The Voice UK“ ab, seit zehn Jahren erreicht die Band die deutschen Top 100 nicht mehr.
Verharren wir also dort, wo’s am schönsten war: 2005. Dazu gibt die Jubiläumsausgabe von EMPLOYMENT als Triple-CD-Set viel Gelegenheit; zu den Highlights des Bonusmaterials zählt die tatsächlich wie im Fieberwahn eingespielte BSeite „Take My Temperature“, das Ska-Cover des Motown-Klassikers „I Heard It Through The Grapevine“ und der Remix des Buena Vista Social Club von „Modern Way“.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.



