Justin Bieber

SWAG

ILH/Def Jam/Universal (VÖ: 11.7.)

Bis zum Augenstillstand durchproduzierter R‘n‘B-Pop, dem bei allem Glitz die Seele fehlt.

Das siebte Album von Justin Bieber trägt den Titel SWAG. Man kann nur hoffen, dass der Ex-Kinderstar, das ironisch gemeint hat. Sicher ist das aber nicht. Wie viele junge Menschen, die zu früh von Erwachsenen durch die Pop-Manege gezogen wurden, fiel Bieber, in den 2010er-Jahren Frisurenvorbild vieler (Prä-)Pubertierende, jüngst vor allem durch erratisches Verhalten in der Öffentlichkeit und bizarre Postings auf.

Der Künstler ist vor kurzem Vater geworden und ist inzwischen von Kopf bis Fuß mit Tattoos bedeckt, als wollte er, dass nichts von der alten Haut des Kinderstars übrig bleibt. Schade nur, dass statt überraschend oder gar gefährlich, das Album beliebig zwischen Rotlicht-R‘n‘B, flachem Pop und unspektakulärem HipHop pendelt. Gute Ideen, wie den Vocoder auch mal auszustellen und analoge Instrumente einzubauen wie im Track „Daisies“, bleiben Ausnahmen und sind die erfrischendsten Momente auf einem Album, das viel will, aber wenig gibt.

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Wird es emotional wie in „Dadz Love“ oder „Go Baby“, in denen der Sohn bzw. die Ehefrau besungen werden, vergniedeln sich die Songs zu Mantras ewiger Wiederholungen einzelner Worte („You‘re my diamond“, „Angel“), und unzähligen Ohs und Uhs. Dazu plätschert hier ein Synthie und dort ein Beat und man denkt sich direkt ins Schlafzimmer, aber nicht um dort die Laken zu besudeln. Man hätte Bieber mehr Selbstvertrauen gewünscht, die alten Pfade auch mal zu verlassen. Und vielleicht nur einen statt zehn Produzenten. Die Ansätze sind da, aber alle guten Ideen („All I Can Take“) bleiben nur Momente, bevor es wieder die bis zum Augenstillstand durchproduzierte R‘n‘B-Schlonze gibt. SWAG ist ein Album, das bei allem Glitz und artifizieller Deepness seelenlos und egal verhallt.

Diese Review erscheint im Musikexpress 09/2025.