Everlast – Whitey Ford Sings The Blues

HipHop-Hasser bitte weiterlesen! Wandlungsfähig ist der wahre Künstler, und daher sollte die Genre-spezialisierte Vergangenheit von Everlast alias Erik Schrody bei der Rezeption dieses Albums nicht den Blick auf seine Qualität verstellen. Als Frontmann der HipHop-Hooligans House Of Pain trug Everlast vor weit mehr als einem halben Jahrzehnt eine Hauptlast bei dem schwierigen Unterfangen, Rapvon der Peripherie des musikalischen Geschehens in dessen Zentrum zu tragen. Als Whitey Ford singt er nun einen Metropolen-Blues, der den Begriff „Crossover“ neu definiert und dabei (in der Herangehensweise, nicht unbedingt im Ergebnis) etwa in Beck einen entfernten Cousin erkennt. So gelten Gitarren nicht mehr als giftig, sondern bilden in der hölzern klopfenden akustischen Art eine tragende Säule dieses bestaunenswert vielschichtigen Albums. Geschmeidig verschmelzen sie in einer ausgeschlafenen Produktion mit unaufgeregt köchelnden HipHop-Beats, mit tief seufzenden Funk-Bläsern, ja sogar mitfolkig verträumten Streichern. Musikalische Formeln werden nicht mehr in einem zappeligen Dauer-Zapping vernetzt, sondern in moderner Harmonie verschmolzen, der Rhythmus sucht nicht mehr nach Reibungsflächen, sondern den gemeinsamen Flow mit Everlasts Westernhelden-Stimme. Wer so Traditionen aufbricht und weiterführt, darf sich Visionär nennen. VÖ: 22.2.