Ethel Cain

WILLOUGHBY TUCKER, I’LL ALWAYS LOVE YOU

Daughters of Cain/Membran (VÖ: 8.8.)

Die Uhren ticken anders zum elegischen Southern-Gothic-Pop.

Ethel Cain hören, bedeutet, eine eigene Welt zu betreten. Eine Welt, in der die Uhren langsamer ticken und der Südstaaten-Sumpf düstere Storys zutage  fördert: Gewalt & Sex, christlicher Fundamentalismus, Familientrauma, sogar Kannibalismus. Auf ihrem Albumdebüt PREACHER’S DAUGHTER (2022) verarbeitete die als Hayden Anhedönia in Florida aufgewachsene Musikerin solche Themen zum filmreifen Epos aus SadGirl-Pop, Ambient-Noise, Americana und Stadion-Rock-Gitarren.

Letztere lässt Cain auf dem – lyrisch als Prequel konzipierten – Nachfolger weitgehend weg, zum Glück. Stattdessen mischt sie diesmal Dronegetränkte Instrumentals unter Popund Country-Balladen wie „Fuck Me Eyes“ und „Nettles“, die nach Taylor Swift im Gothic-Modus klingen. Einen stärkeren Eindruck hinterlässt die 27-Jährige, wenn sie mit „A Knock At The Door“ in Ghost-Folk-Sphären hinabsteigt.

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Atmosphäre beherrscht Cain. Doch wie schon der Vorgänger, krankt auch das neue Album an mangelndem Zeitmanagement. Nie zieht das Tempo an, die Songs werden länger und länger. Zehn, 15 Minuten elegischer Gesang und verwaschene Gitarren – das erfordert Geduld. Oder ein gebrochenes Herz.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/2025.