Embryo – Embryo’s Rache
Embryo sind mit ihrer 2. LP „Embryo’s Rache“ endgültig in die Spitze der deutschen elektronischen Rock-Musik vorgestossen. Gleich zu Anfang, in dem Titel „Tausendfüssler“, dokumentiert Christian Burchard mit einem langgestreckten Or-Igelsoli etwas von der unkomplizierten Gradlinigkeit, mit der man zu Werke geht. Selten habe ich so ein schönes Verbundspiel von Schlagzeug, Flöte und Geige gehört. Versetzte Rhythmen dominieren und geben dem 2. Stück „I can’t wait“ eine dynamische Härte. Was dabei stört, ist der Gesang von Roman Bunka, der nicht immer gelungen erscheint. Doch der Gesang bei Embryo ist eine Nebensächlichkeit und gewinnt nie instrumenteilen Charakter. Das einzige, was zählt, ist ein dichter Rhythmusteppich, rundlaufend, kompakt und aggressiv. Bei keinem Titel bekommt man kalte Füsse, eher einen Schüttelfrost, wenn z.B. orientalische Melodienketten, mal von einem Tenorsax alleine und mal ein Sopransax im Zusammenspiel mit der Flöte, östliche Klangmuster weben. Die Musiker dokumentieren auf ihrer 2. LP, die nicht mehr bei OHR erschien, eine Spielfreude, die selbst Unbegabte heraushören können. In dem Titel „Evas Wolke“, der in die Nummer „Revenge“ (Rache) übergeht, greifen sich alle, ausser der Orgel, die durch Playback sphärische Klänge annimmt, irgendwelche Rhythmusinstrumente. Triangel, Tamborin, Bongos, aber auch eine Maultrommel, und knallige, konstant gehaltene Bläsersätze bauschen das Stück zum Schluss bedrohlich auf. Dieser drohende Bläsersatz bestimmt auch die Einleitung von „Espana si, Franco no“. Ob man den Titel als politisches Engagement von Embryo bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln, denn die zu Anfang aufgestellte Feststellung genügt nicht, um daraus einen politischen Anspruch abzuleiten. Als beste Solo-Instrumente dominieren Flöte und Sopransax. Roman Bunka, als Bassist, hilft, dass sich das Stück nicht totläuft, sondern immer gleichmässig, trotz unterschiedlicher Tendenzen, fortpflanzt. Mein persönlicher Favorit ist die Nummer „Verwandlung“. Losgelöst von alten Klanggewohnheiten durchstösst man Wände und entdeckt ein klangliches Monster. Dass die LP ausgerechnet „Embryo’s Rache“ heisst, gibt zu mancherlei Spekulationen Anlass. Viele meinen, es sei auf die Fa. OHR gemünzt, zu der die Gruppe nicht gerade ein gutes Verhältnis hatte. Na, mir soll’s egal sein. Weitere Titel: „Sitting at The Moon“.