Drangsal
AUS KEINER MEINER BRÜCKEN DIE IN ASCHE LIEGEN IST JE EIN PHÖNIX EMPORGESTIEGEN
Virgin/Universal (VÖ: 13.6.)
Großpop der Extraklasse!
Die Band Drangsal (ja, richtig gehört, man ist neuerdings zu dritt) macht ihrem Namen alle Ehre, wenn sie auf dem neuen Album in die Vollen geht, den Irrsinn der Welt, wie wir sie aktuell aushalten, benennt und dabei keine verzweifelte Regung, kein noch so überdrehtes Pathos auslässt. Etwas derartig Gutes hat man lange nicht mehr gehört. Was Max Gruber, Lukas Korn und Marvin Holley uns mit sexy Aggression servieren, fegt alles weg, für das die drei Wichtig-Bands, die ab Mitte der 90er aus Hamburg heraus wirkten, die Vorlage bildeten.
Warum ist das so? Weil Drangsal sich von der pädagogischen und bildungsbürgerlichen Atmo, die sich durch die frühe Schule zog, lösen, ihr davonfattern und vieles besser machen. So wenig und so viel wie nötig, lautet die Devise, wenn die Band ihren Opulenz-Pop ohne Sicherheitsgurt losbrausen lässt. „Das steht mir zu, das gehört nur mir“ heißt es in „Funke und Benzin“, und: „Die Grenzen haben sich verschoben.“ Die nehmen sich was raus, diese Drangsals.
Es wird „Der Eid“ geschworen, eine mittelalterlich anmutende Rachefantasie gegen rechte Schweine (?). „Die satanischen Fersen“ ist eine lustige, einmal um sich selbst gedrehte Rocknummer, „Ich hab von der Musik geträumt“ lässt Blüten sprießen, Chöre ertönen. Gruber, der, wie man munkelt, seit einiger Zeit klassischen Gesangsunterricht nimmt, zeigt stimmlich alles und hält sich nicht zurück. Das ist das Gegenteil von cool. JA. GENAU. SO GEHT DAS. Englisch oder deutsch: egal. Verstiegene Dichtung: egal. Dieses Album ist eine Sinfonie aus Ideen und klanglichen Behauptungen.
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