Disiniblud
DISINIBLUD
Smuggler's Way (VÖ: 18.7.)
Berührende Indie-Musik ohne Cringe-Momente? Ja, das geht.
Rachika Nayar und Nina Keith bilden das New Yorker Duo Disiniblud. Ihre Musik orientiert sich am Indie-Folk der frühen Zehnerjahre, verfremdet ihn aber mit allerlei digitalen Mitteln, die wiederum den schönen Seiten des Hyperpop entlehnt scheinen: Am kohärentesten exerziert wohl „Serpentine” die Disiniblud-Formel durch: Zu Beginn nicht mehr als ein paar Gitarrenakkorde, Klaviertupfer und prozessierter Gesang à la Eartheater, entwickelt sich der Song zu einem Epos, in dessen Zuge kristalline Wände aus Synthesizern aus dem Boden schießen und steriles elektronisches Drumming das organische Fundament der Musik mit digitaler Ästhetik kontrastiert.
Alles, wirklich alles auf diesem Debütalbum hat man so irgendwo schon mal gehört. Disiniblud gelingt aber der Kunstgriff, Indie, Electronica und Folk zu einer Musik gerinnen zu lassen, die Apathie, Einfühlungsvermögen und eine unwahrscheinliche Verspieltheit auf sich vereint. Das klappt, weil jedem Düdeln, jedem zuckersüßen Vocal und jedem pompösen Drop Jenseitigkeit innewohnt.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.


