David Byrne
WHO IS THE SKY?
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 5.9.)
Für immer Pop: Die Talking-Heads-Legende gönnt sich ein Orchester.
Irgendwann will jede:r Künstler:in mal mit großem Orchester arbeiten. Nicht, dass David Byrne keine Erfahrungen dahingehend gesammelt hatte – aber nach dem riesigen Happening AMERICAN UTOPIA (Album, Broadway-Musical, Musikfilm von Spike Lee) stand ihm der Sinn nach großen Emotionen. Und zwar so großen, dass man sie nur mit vollem Kammerorchester angemessen vermitteln könnte – Vorhang auf für das New Yorker Ghost Train Orchestra, das für einen avantgardistischen Ansatz bekannt ist.
Das Orchester, Byrne und Produzent Kid Harpoon (sonst aktiv für Popikonen einer anderen Generation wie Harry Styles oder Miley Cyrus) ergänzen sich gut, so dass das Album nie nach Orchesterexperiment klingt, wie es solche musikalischen Ausflüge leider oft tun. Ein gewisser Hauch von Disney aber lässt sich manchmal nicht von der Hand weisen, bildet aber bei Songs wie „She Explains Things To Me“ (über eine Frau, die sich mit Kunst einfach besser auskennt als er) oder „I Met The Buddha At A Downtown Party“ mit ihrem feinen und subtil bissigem Humor einen guten Gegenpol.
Überhaupt erleben wir hier den Storyteller Byrne at his very best, was seine Fähigkeit angeht, in rund dreieinhalb Minuten eine wunderbar detaillierte, kluge Geschichte zu erzählen – gerne mit Gästen wie St Vincent und Hayley Williams. Ist es das zukunftsweisendste Album seiner Karriere? Sicherlich nicht. Aber wer Pop liebt, kommt an David Byrne nicht vorbei. Auch heute noch nicht.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/2025.



