CocoRosie
PUT THE SHINE ON
Marathon Artists/Rough Trade (VÖ: 13.3.)
Elektro-Pop-Update, HipHop, Nostalgie-Piano. Was Sierra und Bianca Casady spielen, haben andere in den Mainstream getragen.
 
        Was waren CocoRosie nicht alles schon einmal – Sensation auf dem Markt für New Esoterics, eine schöne Badewannengeschichte, eine Glamfolk-Idee, geboren aus den Fantasien von zwei ungleichen Schwestern? Eine Kunst-Anarchie, die sich von Album zu Album, von Auftritt zu Auftritt im Dialog definierte? Eine Frischzelle für Tanztheaterfeuilleton und Performance-Jeckness? Natürlich: ein Gesamtkunstwerk.
 
        Versucht man diese nun schon über 15 Jahre und sechs Alben andauernde Geschichte für einen Moment auszublenden, lässt sich PUT THE SHINE ON fast als Erstlingswerk hören: ein zeitgemäßes Update in Sachen Elektro-Pop-Eklektizismus, das HipHop-Erzählungen und nostalgische Klangfarben von Piano, Bläsern und E-Gitarren mitnimmt. Nicht weit von dem entfernt, was junge R’n’B- und Pop-Künstler*innen in diesen Monaten so produzieren und in den Mainstream tragen.
CocoRosie fahren inzwischen im Zug der Zeit, weil sie diesem gewissermaßen vorausgeeilt sind. Zieht man die CocoRosie-Historie nun beratend hinzu, steht diese Songsammlung irgendwo im Mittelfeld ihres Gesamtschaffens als Kunstfiguren, es sind die Personae von Sierra und Bianca, die das Lieddutzend durchmischen mit Chanson-Melodien und operettenhaften Gesangsparts und doch eher ausrechenbaren Sounds aus den globalen elektronischen Trickkisten.
Ja, sie haben in diesem Wust aus Gequengel, Geklöppel und Getröte wieder ein paar schöne Songs geschrieben („Mercy“, „Hell’s Gate“, „High Road“). Und, nein: Bei „Burning Down The House“ handelt es sich leider nicht um ein Sierra-and-Bianca-Cover des Talking-Heads-Klassikers.
 
                     
                     
                     
                     
                     
                         
                                                            



