Cate Le Bon

MICHELANGELO DYING

Mexican Summer/PIAS (VÖ: 26.9.)

Die Waliserin bündelt ihre Produzentinnen-Expertise in bizarr schönen Art-Dream-Pop.

Horsegirl, St. Vincent, Wilco und Devendra Banhart haben eines gemeinsam: Cate Le Bon produzierte ihre Alben. Seit ihren postpunkigen Anfängen 2009 hat sich die zwischen Schafen und Ziegen aufgewachsene Waliserin zu einer populären Musik-Arbeiterin entwickelt, die auch als Live-Bassistin gefragt ist, so begleitete sie u.a. John Grant auf Tour. Ihrem siebten Album MICHELANGELO DYING merkt man all die Expertise und vor allem ihren Anspruch an sich selbst an, mit einem einfach einzuordnenden Entwurf gibt sie sich nicht zufrieden.

Es scheint, als ob Le Bon sich in die Fundamente der Cocteau Twins hineingehört hat, um ihnen ein zeitgemäßes Update zu verpassen. Doch wo es bei dem schottischen Trio um Melodik geht, dominieren bei Le Bon Texturen, Flächen und repetitive Strukturen. Gitarren werden durch Effekt-Pedale gepresst, Stimmen durch Filter gejagt, bis schließlich, wie in „Love Unrehearsed“, ein nebelhorniges Saxofon aus dem Song hinausgeleitet.

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Die Single „Is It Worth It? (Happy Birthday)“ könnte als gotische Schwester von Weyes Bloods „It’s Not Just Me, It’s Everybody“ durchgehen, im Videoclip wird ein Mann zunächst von seinem Hund genervt, bevor er sich eine blonde Perücke kauft. Das alles ist von bizarrer Schönheit, es ist versponnen und erhaben, aber auch voller Rätsel, die es zu ergründen gilt. Womöglich der Dream Pop, aus dem die Alpträume sind.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 10/2025.