Boris Grebenshikow – Radio Silence
„Karl Marx dachte über die Revolution nach. Wir machen sie.“ Boris Grebenshikov aus Leningrad zeigt Selbstbewußtsein. Und dazu hat er auch allen Grund. Denn viele Jahre lang galt Rockmusik in der Sowjetunion als schädliche Ausgeburt des dekadenten Westens, weshalb sich jeder hoffnungsfrohe Künstler, der eine elektrische Klampfe umschnallen konnte, schon als Widerstandskämpfer fühlen durfte. Gorbi brachte die Wende, und nun kommen die Russen, um ihre vertraut klingende Rock-Botschaft – urbi et orbi – zu verkünden. Boris hat’s in dieser Hinsicht am besten getroffen: Von CBS New York weltweit unter Vertrag genommen, durfte er RADIO SILENCE ohne Rücksicht auf Verluste und unter den Fittichen von Produzent David A. Stewart mit allen technischen Raffinessen, die der Goldene Westen zu bieten hat, aufnehmen. Und heraus kam dabei das beste Eurythmics-Album seit Jahren – vor allem in den schnellen Rocknummern läßt sich Stewarts Handschrift nicht überhören. Das soll jedoch Grebenshikovs Verdienste nicht schmälern. Denn der Mann versteht sein Handwerk als Songautor genauso gut wie als Sänger und bedient sich der Skala der Rock-Empfindungen mit höchster Professionalität. Eine Karl Marx ebenbürtige musikalische Revolution entfacht er freilich trotzdem nicht.
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