Andreas Dorau – 70 Minuten Musik ungeklärter Herkunft

Schlagerdiscofunkhousepop mit einer Prise Easy Listening oder wie sample ich Trash so lange, bis Kunst daraus wird. Anders gesagt: „Hier geht es um Musik, auch wenn dir das nicht liegt.“ Und dabei wird Musik so ausgesprochen, wie es Fernsehansagerinnen tun, wenn sie eine Dieter-Thomas Heck-Show ankündigen. Andreas Doraus macht weiter auf schnuckelig with Attitüde und destilliert aus Max Greger, Marianne Rosenberg, den Bee Gees und ‚Fred vom Jupiter‘ die Sequenzen, die, in einen von House und Disco-Revival geprägten Kontext gestellt, lässig und hip wirken. Selig groovt der Beat und darüber swingen Glitzersakkos und Plateauschuhe. Unbeirrt vom Niedergang der Schlager-Festivals, Easy Listening-Revivals und Disco-Wiederauferstehungen bastelt Andreas Dorau weiter an seinem üppigen Mikrokosmos. Detailverliebt ausgesuchte und ineinandergesteckte Samples wachsen zusammen zu einem tragikomischen Spielzeug TripHop, der dem verblasenen Ernst verschnupfter Gralshüter vor allem eines voraus hat: eine dicke Portion Soul. Andreas Dorau geschähe großes Unrecht, würde man seine Version von Pop nur auf Jux und Tollerei reduzieren; mit modernem Werkzeug mixt er eine melodische Melange, die nicht nur Spaß macht, sondern auch ganz dufte klingt. Daß die Platte nur gute 53 Minuten dauert, verzeihen wir ihm gern.