Ami Taf Ra

THE PROPHET AND THE MADMAN

Brainfeeder/Rough Trade (VÖ: 22.8.)

Die Singer/Songwriterin beschwört Echos von Kamasi Washington herauf.

Das Video zu Ami Taf Ras Song „How I Became A Madman“ spielt an einem Ort, den Kamasi Washington sehr gut kennt: Im Leimert Park in Los Angeles hat er in den 1990ern mit seiner Posse The West Coast Get Down fast täglich gejammt, „eine Insel der Aufklärung“ nennt er diesen Ort noch heute, wenn er über die Zeit der Gang Wars in South Central spricht.

Dass die aus Marokko stammende und in L.A. lebende Sängerin diese Insel noch einmal erobert, erinnert an die heilende Kraft des Come Together im öffentlichen Raum. Washingtons musikalische Ideen durchwirken das Debütalbum von Ami Taf Ra, der Saxofon-Gigant hat THE PROPHET AND THE MADMAN produziert, Musiker seiner Hausband waren an den Aufnahmen beteiligt, Washington spielte höchstselbst auch mit (u.a. in „Gnawa“).

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In der Musik von Ami Taf Ra können wir jetzt Echos jener rauschhaften Klangreisen hören, die Washingtons Jazz-Manifeste so prägten, die Künstlerin arbeitet aber auch an einer Verschmelzung der Kulturen und Sprachen – als Sängerin, die in den Traditionen arabischer Vokalistinnen verwurzelt ist. Und hier geht’s bisweilen tief in die Geschichte, in mehreren Tracks, die sich mit dem libanesischen Dichter und Philosophen Khalil Gibran beschäftigen. Es gibt aber auch Songs, in denen ein etwas schlankerer Jazzfunk sich Bahn bricht, anderenorts zieht Ami Taf Ras Stimme über von Gospelchören dominierte Landschaften, im Outro „Speak To Us“ landet sie irgendwo in einem aus dem Ruder laufenden Musical, und auch diese Sounds schaffen es, kulturelle Grenzen zu überspringen.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/25.