Allo Darlin’
BRIGHT NIGHTS
Fika/Cargo (VÖ: 11.7.)
Wohltemperierter Pop mit kleinen Melodien und kleinen Sätzen.
Vor elf Jahren erschien das letzte Album von Allo Darlin’: WE COME FROM THE SAME PLACE zärtelte sich durch einen frühsommerlich schwebenden Hybrid aus Indie-Pop, Twee und Folk, der als Soundtrack zur inneren Einkehr und zur Weltumarmung funktionierte. Danach verstummte die Band um die nach London gezogene Australierin Elizabeth Morris. Dass sie nun wieder ein Album aufgenommen hat, ist ein großer Glücksfall, der seine Wurzeln in der Covid-19-Zeit hat.
Die pandemische Einsamkeit führte zu Zoom-Calls. Und die Zoom-Calls führten zu neuen Songs – und zu BRIGHT NIGHTS. Die, das wird die Anhängerschaft des Quartetts beruhigen, bewegen sich in einem ähnlichen Koordinatensystem wie das bisherige Material; wohl aber erscheint die Band gewachsen, das zeigt schon der Opener „Leaves In The Spring“. Zu einer akustischen Gitarre und ein paar Slide-Gitarrenakkorden singt Morris hier: „I’m not afraid when I’m with you / Though we’re getting older but we know it.“
Nicht der einzige Song auf dem Album, der tief verankerte Liebesverbindungen bilanziert, vielleicht aber der schönste, weil er diesen (sehr sanften) Schlachtruf bereit hält. Denn das können Allo Darlin’ immer noch: Kleine Sätze singen, die überhaupt nicht kompliziert sind, aber ins Schwarze treffen. Zu kleinen Melodien, die hängen bleiben. Und zu Arrangements, die sich vielleicht ein bisserl mehr Rock trauen als früher. Im abschließenden Titelsong wird eine „family of musicians“ beschrieben, die nach allen Katastrophen ihre Instrumente nimmt und loslegt. Berührend. Und auch als Beschreibung dieser Band zu lesen. Schön, dass sie zurück ist.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 08/2025.


