Nachbericht

Reeperbahn Festival 2025 Opening: Community statt Competition

Das größte Clubfestival Europas feiert 20 Jahre Bestehen und unterstreicht gleich zu Beginn, dass Popkultur gerade durchs gemeinsame Machen eine Zukunft haben kann.

Das Thema des diesjährigen Reeperbahn Festivals lautet „Imagine Togetherness!“ – und eben dieses Ausrufezeichen am Ende des Slogans bekam die Menge bei der Opening Show am Spielbudenplatz in Hamburg am 17. September direkt zum Start deutlich zu spüren. Mit Stimmen aus Kultur, Politik und Musik sollte klargemacht werden, dass ein gemeinsames Pushen der Popkultur trotz der unterschiedlichsten Backgrounds möglich ist.

Der Wiedererkennungswert

Das Schöne und Leichte: Manche Sachen ändern sich nicht, denn wer zum Hamburger Event aufschlägt, trifft früher oder später auf bekannte Gesichter der (inter-)nationalen Musiklandschaft. Selbst, wer allein dort ankommt, wird schnell in Gleichgesinnte, Businessfreund:innen, Musikfans und -schaffende hineinlaufen und irgendwann zu einer Gruppe werden. Es ist schlicht das Reeperbahn-Festival-Gesetz. Und das ändert sich auch nicht zum 20. Geburtstag der Veranstaltung, die sich noch bis weit in die Samstagnacht erstrecken wird. So läuft einem Frank Spilker von Die Sterne schon bei dem Opening in die Arme – und auch die „Anchor Award“-Jury, die zum 19. September bei der Preisverleihung den besten Newcomer:innenact kürt, ist zugegen.

Die Wünsche

Doch bevor das große Mingeln so richtig losgehen kann, führt Opening-Show-Host Clara Amfo erst einmal in die 2025er Festival-Edition ein. Sie spricht von dem positiven Effekt des Teilens und Inspirierens in der Musikbranche, von dem Appell nach fairer Bezahlung und dem Muss, dass der Künstlichen Intelligenz Menschlichkeit entgegengesetzt wird.

Um dies zu untermauern, holt sie nach und nach Branchenkenner:innen zu sich auf die Bühne. So führt Ingo Mix, Abteilungsleiter der Kunst- und Kulturförderung bei dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, das aus, was Amfo bereits als Kommunikationsrampe aufgebaut hat und auch Detlef Schwarte, der Festivalleiter des Reeperbahn Festivals schlägt in diese Kerbe. „Imagine Togetherness!“ solle man eben als Aussage wie auch als Wunsch in Richtung Zukunft sehen. Er meint: Gerade in Zeiten, in denen die AfD auf dem Vormarsch sei, müsse sich die Musikwelt fragen, was sie dagegen tun könne. Ihm ginge es mit dem Event um ein solidarisches Anpacken.

Das Anliegen macht Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien aus Hamburg, besonders nachhaltig nachvollziehbar. Er liefert eine Motivationsansprache mit Verweisen auf „Ted Lasso“, aber auch auf Bruce Springsteens Zitat Mitte der 80er: „Nobody wins unless everybody wins.“

Auch Ed Sheeran winkt aus der Ferne

Damit nicht vergessen wird, dass es sich hier um eine Musikveranstaltung handelt, treten auch immer wieder Acts bei der Eröffnungszeremonie auf. Florence Road aus Irland machen mit ihrem zuckrigen Indiepop den Anfang. Eine Videobotschaft von Ed Sheeran flattert ebenfalls rein, in der der Brite daran erinnert, dass er seinen ersten Deutschlandgig überhaupt bei ebendiesem Festival hatte.

Es folgen Singer-Songwriter Calum Scott, der auf eine große Popbeatwand und etwas Hüfteinsatz setzt, sowie Future Female Africa feat. Sheebah Karungi, Femi One, Die P., Onejiru, Mayonde, Anna Bassy, Poundo, Nicole Hadfield und mari.ama. Und Future Female Africa betonen am Ende ihrer Performance, bei der sogar im Takt mitgeklatscht wird: „This is just the beginning.“

Gegen Passivität

Weitere Akzente werden an dem Abend des 17. Septembers mit der Autorin Liz Pelly und dem Astronauten und Botschafter der Erde, André Kuipers, gesetzt. Erstere rüttelt mit Zitaten aus ihrem Buch „Mood Machine“ auf, will gegen passives Musikhören und Datenkrake Spotify etwas ausrichten, und zweiterer möchte vermitteln, dass von einer Raumstation aus alle Menschen erst einmal gleich seien und wir nur Hand in Hand unseren Planeten erhalten und pflegen könnten – so wie eben auch die Kulturbranche.

Wie dieses Gemeinsame aussehen kann, versuchen in den nächsten Tagen neben den zig Konzerten auch Keynotes zu Themen wie „Kommunikation & Teamwork in Krisen“ oder auch „Gegen die Gleichgültigkeit – warum wir alle politisch wirksam sein können“ vorzustellen.