Kolumne

Paulas Popwoche: Es regnet Serien, Hallelujah

Paula Irmschler über „Grey’s Anatomy“, „Doctor Who“, „The Four Seasons“, „Max & Joy – Komm näher“ und „The Handmaid’s Tale“.

Ein bisschen Herbststimmung ist wieder aufgekommen, der berühmte Serotonin-Abfall nach dem ESC, man vergräbt sich im Hoodie, warum also nicht schwermütig auf die Couch kuscheln und ein paar Serien anglotzen.

Dies also zur Rechtfertigung, dass ich zuletzt wieder einen Haufen Serien weggeglotzt habe – und zur Vervollständigung, nach Musik und Shows, auch (Mainstream-) Serien auf ihre Politisierung abzuklopfen. Gerade „in diesen Zeiten“, wie man immer so schön sagt. Ihr wisst ja, welche.

1. „Grey’s Anatomy“

Ich habe in dieser Kolumne nicht nur einmal von „Grey’s Anatomy“ geschwärmt, schließlich wurde die Serie seit Corona immer politischer. Immer wieder wurden die Schrecken des amerikanischen Gesundheitssystems thematisiert, Armut, Rassismus, medizinische Diskriminierungen durch mangelnde Forschung in verschiedenen Bereichen, Stigmatisierung von dicken Menschen, psychische Folgung von Überlastung, und sehr deutliche Bekenntnisse zum Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper abgegeben.

In Staffel 21, im Amerika zurück unter Trump, wurde das alles komplett aufgegeben. Es ist eine der dümmsten Staffeln überhaupt, man ist zurück bei an den Haaren herbei gezogenen Dramen, Plotts, denen man nicht mal richtig folgen kann, weil sie zu egal sind. Es ist reine Pflichterfüllung, ja wirklich KI-mäßiges Gebrabbel, feige. Hoffentlich stürzt ein Flugzeug ins Grey’s und macht für immer das Licht aus.

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2. „Doctor Who“ (mit Ncuti Gatwa)

Das Gegengift zur stumpfen Egalheit von Grey’s hab ich mir mit der zweiten Staffel der Disney-Version von „Doctor Who“ verpasst. Aufgeladener, pathetischer, bedeutungsschwangerer geht es eigentlich gar nicht. Es geht eigentlich die ganze Zeit um Dystopien, Utopien, Warnungen, Hoffnungen, man wird hin und her geschleudert, hoch und runter gebracht und immer immer immer weint irgendwann Ncuti Gatwa. Es ist „Glee“, „Buffy“ und „Doctor Who“ in einem – nie ganz konkret politisch, nie auf die zwölf, aber doch so unter die Nase gerieben, dass wir schon verstehen: Solidarität ist der Schlüssel.

Ganz toll, hoffentlich bekommt man noch 100 weitere Staffeln davon. Bitte genau so.

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3. „The Four Seasons“

Da mich ja vor allem immer der Mainstream interessiert, gucke ich natürlich immer auch in die Netflix-Charts. Dazu kamen noch ein paar lobhudelnde Artikel und der Einschaltdaumen wurde locker. „The Four Seasons“ hat tolle Schauspieler*innen parat, paar gute Lines, und das mit den „four Seasons“ hat sich schon beim gleichnamigen Film (der hier adaptiert wurde) und bei den „Gilmore Girls“ bewährt, ein bisschen erinnert die Erzählstruktur auch an „Four Weddings and a Funeral“. Eine Freundesgruppe, bestehend aus drei Paaren, trifft sich immer wieder in Urlauben, es geht um die Konflikte in diesen Ehen oder Nichtmehrehen und untereinander. Ich sag es mal so: Man kann es wunderbar wegbingen, aber es schlafen einem auch die Füße ein. Es sind so ziemlich die gleichen Plots aus all den Nuller- und Zehnerjahreserien und -filmen, wir sind wieder bei „How I Met Your Mother“, „Love Actually“ und alles, was Ben Stiller gemacht hat. Die Schwulen haben eine offene Beziehung, die Männer in der Freundesgruppe besprechen manches nur “unter sich”, eine Frau wird für eine jüngere verlassen, diese Frau findet dann sich selbst und natürlich gibt es noch die coole eingespielte Beziehung, auf die alle neidisch sind. Mein Resümee: Einmal haben wir das jetzt noch gemacht, ab jetzt bitte nie wieder.

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4. „Max & Joy – Komm näher“

Gut, das ist natürlich streng genommen gar keine Serie. Es ist eine Dokureihe über Max Herre und Joy Denalane, aber sie macht mindestens so viel Spaß wie eine gute Serie. Außerdem bin ich schon ewig in Joy Denalane verknallt und kann keine Gelegenheit auslassen, sie zu zelebrieren. Spätestens nach den drei Folgen von „Komm näher“ werdet ihr das auch. Es ist eine Zeitreise in die Neunziger, Nuller und Zehner (aber in schön!) – und eine Reise tief in eine Beziehung zweier Menschen, manchmal zu intim vielleicht. Das muss man dann halt mögen. Ich mochte es. Und sogar Max Herre mag ich nun, Wunder geschehen.

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5. „The Handmaid’s Tale“

Ich mach’s kurz, weil ich letztens schon was darüber geschrieben habe. Aber politisch eindeutiger als das bekommt man es wahrscheinlich gerade selten im Mainstream. Es wird endlich revolutioniert in Gilead, mit Incels, Liberalfeministinnen, Komplizenschaften und falschem Pazifismus abgerechnet.

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Es geht also noch! Juhu!

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