Ohne Label-Zustimmung: KI-Songs auf Spotify-Profilen toter Musiker

Mehrere Fake-Tracks sind auf den Streamingprofilen von verstorbenen Musikern aufgetaucht – was nun?

Auf Spotify sind kürzlich KI-generierte Songs aufgetaucht, die fälschlicherweise als neue Werke bereits verstorbener Musiker ausgegeben wurden. Doch was nun? Und was macht Spotify?

Label ist empört

Wie eine Recherche des Tech-Mediums „404 Media“ aufdeckte, erschien Mitte Juli plötzlich ein neuer Song auf dem Profil des 1989 ermordeten Countrymusikers Blaze Foley, obwohl weder Label noch Nachlassverwaltung davon wussten. Der fragliche Titel „Together“ klingt laut Bericht „vage wie ein neuer, langsamer Countrysong“, weicht aber deutlich von Foleys musikalischem Stil ab. Auch das Cover-Artwork, das einen generischen Mann am Mikrofon zeigt, wurde offenbar von einer KI erstellt und erinnert kaum an den echten Künstler.

Craig McDonald, der über das Label Lost Art Records für die Veröffentlichung von Foleys Musik sowie die Verwaltung seiner Spotify-Seite zuständig ist, reagierte empört:
„Ich kann Ihnen klar sagen: Das ist nicht Blaze, das ist nicht mal annähernd sein Stil“, so McDonald gegenüber „404 Media“. „Das ist ein KI-Schrott-Bot, wenn man so will.“ Er bezeichnete den Vorfall als „schädlich für Blazes Ansehen“ und kritisierte die Plattform scharf: „Es ist erstaunlich, dass Spotify keine Sicherheitsvorkehrung gegen so etwas hat. Das ist ihre Verantwortung und sie könnten das Problem sofort lösen, wenn sie wollten.“

Spotify entfernte den Track mittlerweile und erklärte gegenüber „404 Media“, der Song sei „wegen Verstoßes gegen unsere Richtlinie zu irreführenden Inhalten“ gelöscht worden. Als Vertrieb wurde SoundOn, ein Tochterunternehmen von TikTok, genannt. Der Copyright-Vermerk verwies auf eine Firma namens Syntax Error.

Weitere Vorfälle

Syntax Error scheint mehrfach auf Spotify aktiv gewesen zu sein. Auch auf dem Profil des 2016 verstorbenen Grammy-Gewinners Guy Clark tauchte Mitte Juli ein Song auf, ebenfalls mit KI-generierter Musik und Coverbild. Der Titel „Happened To You“ wurde mittlerweile ebenfalls entfernt.

In beiden Fällen hatten weder die Rechteinhaber noch die Künstlerfamilien ihr Einverständnis gegeben. Auch ein Track namens „With You“, der am 14. Juli unter dem Namen des noch lebenden Musikers Dan Berk erschien, trug ein KI-generiertes Cover, mit einem Gesicht, das Berk nicht ähnelt. Ob der Musiker involviert war, ist unklar. Eine Anfrage seitens „404 Media“ blieb zunächst unbeantwortet. Laut der auf Deep-Fake-Erkennung spezialisierten Firma Reality Defender weisen alle genannten Songs „überdurchschnittliche Anzeichen für KI-Generierung“ auf.

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Spotify unter Druck

Die betroffenen Songs wurden zwar nachträglich entfernt, doch wie die Firma Syntax Error die Uploads überhaupt platzieren konnte, gerade bei verstorbenen Künstlern, bleibt bislang unbeantwortet. Die Forderung nach mehr Kontrolle und Verantwortung auf Seiten von Spotify wird lauter.