Interview

Markus Babbel im Blind Date: „Ich bin höchstens ein Möchtegernpunk“

Als Fußballstar holte er zig Titel. Seine Autobiografie legt aber nahe, dass es im Leben von Markus Babbel, um mehr geht

Wir haben mit dem Mann gesprochen, der durch den Fußball berühmt wurde und seine Autobiografie entsprechend „It’s not only Football“ nannte. Aber er hat sich auch als DJ Bavaria einen Namen gemacht und auf Instagram stellt er zum Beispiel Hardcore- und Metalbands vor. Jetzt geht es los mit dem Blind Date mit Markus Babbel.

Hans-A-Plast — „Rock’n Roll Freitag“

Markus Babbel: Das höre ich zum ersten Mal, aber passt natürlich hervorragend zu meinem „Music Friday“ auf Instagram. Den Song müsste ich eigentlich adoptieren.

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Das ist Annette Benjamin mit ihrer damaligen Band Hans-A-Plast. Früher Punk aus Deutschland. Hast du zu Punk einen Bezug?

Mit 14 habe ich das erste Mal Die Toten Hosen gehört, die haben mich damals gepackt. Und zu meiner großen Freude durfte ich sie später auch kennenlernen, mit Campino bin ich inzwischen befreundet. Punk gefällt mir auch generell gut, und ich finde es wichtig, über Sprache zu protestieren. Aber ich bin kein Punker, das weiß ich schon auch. Höchstens ein Möchtegernpunker.

Iron Maiden — „The Trooper“

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Ich habe zwar relativ viele Maiden-Scheiben zu Hause – aber vor allem wegen der Cover. Die fand ich immer Weltklasse. Ich bin aber nicht der größte Maiden-Fan. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie noch nie live gesehen habe.

Was waren deine ersten Berührungspunkte mit harter Musik?

Mein älterer Bruder, der leider früh verstorben ist, hat mich darauf gebracht. Weiß der Teufel, was der alles ausgepackt hat. Ich komme ja aus dem tiefsten Bayern. Meine Eltern haben 24/7 Bayern Eins gehört, da lief ausschließlich Schlager. Unsere Art der Abgrenzung war eben die Musik. Und was den Music Friday betrifft: Anfangs habe ich viel querbeet gespielt. Dann habe ich mir gesagt, ich mache jetzt nur noch Rock und Metal. Die Mainstream-Sachen können sich die Leute im Radio anhören.

Sportfreunde Stiller — „Ich, Roque“

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Tolle Jungs. Die kommen übrigens aus Germering, ganz in der Nähe bin ich aufgewachsen. Meine beiden ältesten Kinder sind mit denen auf dieselbe Schule gegangen. An den Sportfreunden gefällt mir besonders gut, dass nicht alles gleich klingt. Es ist nicht so, dass du ein Riff hörst und dann ist direkt alles klar.

Eine besondere Verbindung zur Band hatte ein ehemaliger Mitspieler von dir, Mehmet Scholl.

Stimmt, der hat die damals praktisch mit gefördert – und sie auch mir vorgestellt. Dabei konnten Mehmet und ich uns als Spieler überhaupt nicht leiden. Trotzdem war er der Erste, der in einer schweren Stunde an meinem Krankenbett stand. Und seitdem ist er bei mir geschützt. Ich schüttele immer noch oft den Kopf bei Mehmet, aber mittlerweile verstehen wir uns richtig gut.

The Lightning Seeds — „Three Lions“

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EM 1996! Das war praktisch unsere Hymne. Wir haben es damals zu unserem Turniersong gemacht. „Three Lions on the Shirt“ – das lief jedes Mal im Bus. Und alle haben mitgegrölt. Das Highlight war dann natürlich, als wir das Ding wirklich gewonnen haben. Ich weiß noch, wie wir vom Stadion zurück ins Hotel gefahren sind. Der Bus ist fast explodiert. Finde ich auch nach wie vor ein überragendes Lied.

Ihr selbst habt bei der EM aber­ keinen Song aufgenommen, oder?

Nein, und darüber bin ich auch heilfroh. Mit den Bayern mussten wir öfter mal etwas einsingen, so Weihnachtslieder. Gott, war das grauenhaft. Hoeneß hat ja immer versucht, aus allem Geld zu machen. Aber auch wenn wir grottenschlecht gesungen haben, auf der CD hat es sich gar nicht mal so schlecht angehört. Mit Technik kannst du viel wettmachen.

Welcher Spieler hatte den besten Musikgeschmack?

Ganz klar Icke Häßler. Auch ein Rocker. Er hatte zu der Zeit sogar ein Musiklabel. Ich war damals der Jüngste in der Mannschaft, und dann kam der große Icke auf mich zu und hat gefragt, ob wir uns nicht zusammen Musik anhören wollten. Wir haben es dann irgendwie geschafft, in die Präsidentensuite eines Flughafenhotels zu kommen, wo wir uns auf einer riesigen Stereoanlage gegenseitig Songs vorgespielt haben. An dem Abend sind wir ziemlich versumpft. Anders als er habe ich damals kaum Alkohol getrunken und auch nicht geraucht. Am nächsten Tag ging es mir hundeelend. Trotzdem bin ich glücklich und beseelt nach England gefahren.

Sodom ­ — „Bombenhagel“

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Die Onkelz, oder was ist das?

Das sind Sodom aus Gelsenkirchen.

Kenne ich sogar, da ich habe eine Scheibe. Die hauen echt rein – alter ­ Falter!

Zu welchen Gelegenheiten kannst du dir diese Art von Musik geben?

Wenn ich auf Konzerte gehe, dann ist es fast immer etwas aus diesem Genre. Bei Thrash oder Black Metal ist es auch so, dass ich diese häufig unbekannten Bands einfach auch gern über meinen Kanal unterstütze. Die Resonanz ist unglaublich positiv. Zu Hause oder im Auto höre ich mir das eher selten an. Ich brauche dann schon so eine gewisse Melodie …

Chris de Burgh­ — „High On Emotion“

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Wir Deutsche lieben ihn ja, aber in England ist Chris de Burgh verpönt. Ein unfassbar sympathischer Mensch und ein großer FC-Liverpool-Fan. Während meiner Zeit dort ist er auf einer Weihnachtsfeier aufgetreten. Wir ausländischen Spieler fanden das super, er kam sogar zu uns an den Tisch, hat sich tausendmal bedankt – er wusste ja, dass die Engländer ihn eigentlich nicht mögen. Es ist dann eine schöne Verbindung zwischen uns entstanden. Ich habe ihn ein paar Mal auf Konzerten besucht. Und als er zufälligerweise in München gespielt hat, hat er sich nach mir erkundigt, weil er wusste, dass ich da irgendwo im Krankenhaus liegen würde. Er war dann auch tatsächlich da.

Die fabulösen­ Thekenschlampen — „Toni lass es Polstern“

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Toni Polster mit den Thekenschlampen! Mit dem konnten sie auch echt alles machen. Er war der perfekte Spieler für Köln. Es sind ja immer alle überrascht, wenn ich sage, dass Toni Polster mein bester Gegenspieler war. Ich glaube, ich habe dreimal gegen ihn gespielt und er hat sieben Tore gemacht. Während des Spiels hat er mich dauernd belabert, und ist so gut wie gar nicht gelaufen. Das war für mich tödlich – ich brauchte Gegenspieler, die sich bewegen und nicht nur rumstehen. Aber er ist ein großartiger Mensch. Erst letztens habe ich ihn wieder getroffen. So einen tollen Schmäh hat er, ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Mehr zu Markus Babbel

Er wuchs im oberbayerischen Gilching auf. Der Fußball öffnete ihm das Tor zur Welt: 1991 wechselte er zum großen FC Bayern und erlebte dort die sprichwörtlichen „FC Hollywood“-Zeiten mit. 1996 gewann er mit der Fußballnationalmannschaft den Europameistertitel in England. Er sah sich aber auch immer wieder Schicksalsschlägen konfrontiert, sein älterer Bruder schied früh aus dem Leben, Markus Babbel selbst hatte während seiner Zeit beim FC Liverpool mit der seltenen Nervenkrankheit zu kämpfen. Nach seiner aktiven Zeit durchlief er diverse Trainerstationen, im TV ist er regelmäßig als Experte zu sehen.