Konzertbericht

Jorja Smith in Hamburg: Ein gekonnter Balance-Akt zwischen soft & laut

Am 15. Juli trat der R&B-Star im Rahmen ihrer „Falling or Flying“-Tour im Stadtpark Open Air auf. Wir waren dabei.

Sichelförmig sind die Instrumente auf der Bühne aufgebaut, formen so eine Manege in ihrer Mitte. Dramatische Trommelklänge kündigen ihren Auftritt an. Das Licht zuckt in roten und orangen Striemen über die rund 4000 Gesichter vor der Stage als Jorja Smith schließlich auf die Bühne von Hamburgs „grünem Wohnzimmer“ im Stadtpark tritt.

Am Abend des 15. Juli 2025 beschallt die R&B-Sängerin – die auch schon mit musikalischen Größen wie Travis Scott, 2 Chainz, Young Thug und Burna Boy zusammengearbeitet hat – vor einer ausverkauften Venue mitten im waldigen Hamburg. Pünktlich um 20 Uhr steht die 28-Jährige auf der Bühne und stimmt die Töne zu ihrem ersten Song des Abends an: „Try Me“.

Selbstbewusst und ehrlich

Ihre soulige Stimme windet sich durch die Zuschauer:innenreihen: „You can never dim my light“, singt die Engländerin und zeigt damit schon in den ersten Minuten ihrer Show ihr starkes Selbstbewusstsein und die ungehobelte Ehrlichkeit, die in ihren Liedern zu finden ist.

Auch mit ihrem nächsten Track zeigt Smith deutlich, dass sie sich traut, Tatsachen beim Namen zu nennen. „Blue Lights“ heißt das Lied, in welchem sie mit einer gewissen emotionalen Schwere Racial Profiling und Polizeigewalt thematisiert. Die im Refrain immer wieder vorkommenden „Blue Lights“ stehen dabei für leuchtende Polizeisirenen und sollen die Angst vor Polizeigewalt verdeutlichen. Mit einer wehmütigen Melancholie vertont Smith so die Paranoia einer ganzen Generation, während die Stage in ein tiefblaues Licht getunkt wird.

Warm und weich

„Ich habe den nächsten Song für die kleine Jorja geschrieben, weil ich so stolz bin auf die Frau, die sie geworden ist und das alles nur wegen euch“, kündigt die Britin an und beweist mit dem folgenden Song „Greatest Gift“, dass die Vergleiche mit R&B- und Soul-Legenden wie Alicia Keys oder auch Amy Winehouse vollkommen gerechtfertigt sind. Ihre Stimme schwingt warm und weich und gleichzeitig mit einer tiefgehenden Kraft, wie man sie nur selten live zu hören bekommt. Mühelos wechselt Smith zwischen sanften Passagen und kraftvoll betonten Tönen, während sie sich nonchalant und gleichzeitig in sinnlichen Bewegungen von der einen Seite der Bühne zur anderen gleitet.

Ihre Vielfalt beweist die „Addicted“-Interpretin, als sie zusammen mit ihrer Band hinter ihr den Song „On My Mind“ anstimmt. Bei den rhythmischen Klängen von dem Stück wippt das Publikum mit, einige fangen auch sich stärker zu bewegen an und strecken die Arme begeistert in die Luft – es ist ein tanzbarer Ausbruch aus Smitsh bisher emotionalen und introspektiven Repertoire.

Einen ähnlichen Sound legt Smith auch bei ihrem neuen Song „Without You“ an den Tag. Dabei mischt sie gekonnt ihre Soul-nuanciertes Organ mit schnelllebigen Club-Beats und zeigt damit ein weiteres Mal ihre weite stilistische Bandbreite als Künstlerin her. Den unveröffentlichten Track kündigt sie beinahe schüchtern an: „Ich habe einen neuen Song, den ich jetzt gern spielen würde.“ Smith verhaspelt sich und kichert, bevor sie ansetzt.

Fan-Favorit und dann ist plötzlich Schluss

Mit ihrem letzten Track „Little Things“ performt sie noch einen Fan-Favoriten, bei dem Refrain besingt das Publikum eher Jorja Smith, als Menge im Chor „It´s the little Things that get me high“ grölt.

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Beflügelt von dem Konzert, Smiths einzigartiger Stimme und ihrer gekonnten Balance aus Balladen und Up-Beat-Songs gibt es für die Fans jedoch eine kleine Enttäuschung: Als die letzten Töne von „Little Things“ verklungen sind, findet der Abend ein jähes Ende, denn eine Zugabe spielte die Sängerin nicht mehr.