„I Kissed a Girl“-Sängerin Jill Sobule stirbt bei Hausbrand

Jill Sobule war als queere Pop-Vorreiterin eine wichtige Stimme ihrer Zeit.

Jill Sobule, Singer-Songwriterin und Autorin der Songs „I Kissed a Girl“ und „Supermodel“, ist tot. Wie ihr Management bestätigt, kam die US-amerikanische Musikerin am frühen Donnerstagmorgen (1. Mai) bei einem Hausbrand in ihrem Wohnhaus in Woodbury, einem Vorort von Minneapolis, ums Leben. Sie wurde 66 Jahre alt.

„Jill Sobule war eine Naturgewalt und Menschenrechtsaktivistin, deren Musik untrennbar mit unserer Kultur verbunden ist“, erklärte ihr Manager John Porter in einer Pressemitteilung. „Ich hatte so viel Spaß bei der Arbeit mit ihr. Habe heute eine Klientin und eine Freundin verloren. Ich hoffe, dass ihre Musik, ihre Erinnerung und ihr Vermächtnis weiterleben und andere inspirieren werden.“

Eine Pionierin mit Haltung

Bekannt wurde Sobule 1995 mit „I Kissed a Girl“, der als erster offen queerer Song in den US-Charts galt und auf Platz 20 der Billboard Modern Rock Charts kletterte – noch viele Jahre vor Katy Perrys gleichnamigem, wenn auch inhaltlich deutlich anders gelagertem Hit. Ihre zweite große Nummer, „Supermodel“, fand ihren Weg in den Popkultur-Kanon durch ihre prominente Platzierung im Kultfilm „Clueless“.

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Geboren 1959 in Denver, Colorado, startete Sobule ihre musikalische Karriere 1990 mit dem von Todd Rundgren produzierten Debüt THINGS HERE ARE DIFFERENT. Fünf Jahre später folgte ihr selbstbetiteltes Album, das ihr mit „I Kissed a Girl“ und „Supermodel“ den Durchbruch bescherte – und gleichzeitig ihr bis heute kommerziell erfolgreichstes Werk blieb.

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Jill Sobule suchte trotz des Mainstream-Erfolgs in den folgenden Jahren konsequent künstlerische Freiheit. In Alben wie HAPPY TOWN (1997) und PINK PEARL (2000) thematisierte sie anorektische Störungen, religiösen Fanatismus, Depressionen und LGBTQ+-Identitäten – immer mit einem scharfen Blick, viel Humor und der nötigen Sanftheit im Songwriting. Als ihr Label Atlantic Records sie trotz guter Kritiken fallen ließ, wurde sie zur frühen Pionierin von Crowdfunding im Musikbusiness.

Vom Pop zum Theater

Neben insgesamt zwölf veröffentlichten Alben schrieb Jill Sobule auch Musik für Theater und Film. Ihr jüngstes Projekt: das autobiografisch geprägte Musical „F*ck 7th Grade“, das mit einer Drama-Desk-Award-Nominierung ausgezeichnet wurde und am 6. Juni nun posthum als Cast-Recording erscheinen soll. Zeitgleich wird eine Vinyl-Reissue ihres 1995er Albums veröffentlicht.

In einem Interview mit dem „Playbill Magazine“ erinnerte sich Sobule 2023 an ihre eigene Jugend: „In der 6. Klasse war ich ein Wildfang. Ich war eine Rebellin, ich spielte E-Gitarre“, sagte sie. „Plötzlich kam die 7. Klasse, und meine Freundinnen fingen an, sich zu schminken. Ich fühlte mich nicht mehr dazu gehörig. Ich wusste schon früh, dass ich anders war, dass ich in meine Freundinnen verliebt war. Und dass das nicht ‚richtig‘ war.“ Sie fügte hinzu, dass sie zwar vom Erfolg der Show überrascht war, „aber im Hinterkopf immer gedacht habe, dass das funktionieren könnte. Schließlich haben wir alle die 7. Klasse gehasst! Wer möchte das nicht verfluchen?“