Hurricane 2025: Ziviler Ungehorsam und Mitsingmomente am Freitag
Der Hurricane-Freitag mit Landmvrks, Alligatoah, Kate Nash, Olli Schulz und vielen mehr.
Der Hurricane-Freitag 2025 könnte vielen Besuchern als das politischste Festivalerlebnis seit Langem in Erinnerung bleiben. Kaum jemand, der an diesem Wochenende feiert, kann wohl die globalen Spannungen völlig ausblenden – und auch die Artists scheinen sich einig darüber zu sein, dass es keine Option ist, die Augen vor den politischen Konflikten abseits der Bühne zu verschließen.
Selbst Olli Schulz, der bei seinem Set auf der Forest Stage um keinen Scherz verlegen ist, wurde erst kürzlich bei einem Urlaub in Polen daran erinnert: Nur etwa 400 Kilometer von hier beginnt der Krieg. Sein Appell an die Crowd: „Die AfD darf niemals an die Macht kommen.“ Auch Rise Against aus Chicago zeigen sich besorgt: „Das Land, das wir verlassen haben, wird ein anderes sein, wenn wir in einer Woche zurückkommen“, so Sänger Tim McIlrath, bevor sie in ihren Klassiker „Prayer of the Refugee“ einsteigen. Doch gerade jetzt sei eine gute Zeit, um am Leben zu sein, weil die eigene Stimme besonders zählt.
Der Freitag beim Hurricane 2025: Laut werden im Pride Month
Da von rechts auch immer mehr grundlegende Menschenrechte hinterfragt und politisiert werden, zeigen sich gleich mehrere Acts mit Transgender- oder Regenbogenflagge, um ein Statement für die gefährdete Vielfalt in der Gesellschaft zu setzen. Kate Nash trägt ein T-Shirt mit der Botschaft „I just want to say if you’re trans and you’re reading this I love you and so do my mates“.

Die unbeschwerten Momente am Freitag beim Hurricane
Trotz aller Konflikte: Beim Hurricane zählt auch dieses Jahr das Beisammensein, das Aufeinander aufpassen, das Miteinander feiern. Besonders deutlich wird das bei Leoniden, die relativ spontan für Motionless in White eingesprungen sind. Die Band hatte erst am Vortag die Anfrage erhalten – ein Glück für die Fans, die im schönsten Sonnenuntergangslicht an der Mountain Stage den längsten Tag des Jahres verabschieden.
Auch Olli Schulz sucht mit dem Mikrofon die Nähe zu den Zuschauern, opfert dabei sein Willie-Nelson-Cap und stellt zurück auf der Bühne klar: „Das ist kein Urin, das ist Bier aus dem Publikum!“. Einen Tipp hat der Musiker dann noch für alle Camper: Früher beim Roskilde-Festival mit Marcus Wiebusch hätte mal jemand in ihr Zelt gemacht. Also lieber alle paar Stunden mal ins eigene Zelt schauen, ob noch alles okay ist.
Auf der River Stage nebenan liefert Djo, bekannt als Steve mit der Haartolle aus „Stranger Things“, seinen TikTok-Hit „End of Beginning“ und bringt mit entspanntem Sound urbane Sommerlaune aufs Gelände.

Ziviler Ungehorsam
Landmvrks stacheln am Abend zum zivilen Ungehorsam an: Crowdsurfing ist beim Hurricane zur Sicherheit von Besuchern und Crew streng untersagt und wird mit 24 Stunden Konzertverbot bestraft. Doch wenn die Band aus Marseille dazu aufruft, macht die Security notgedrungen auch mal eine Ausnahme. Von nun an benehmen wir uns wieder, Ehrenwort.

Gesittet, aber nicht weniger leise geht es bei AnnenMayKantereit zu: Hits wie das Kölsch-Heimatlied „Tommi“ werden vom ganzen Festival mitgesungen. Die größte Überraschung für die Fans: das Tour-Versprechen für das nächste Jahr.

ALLIGATOAH
Foto © Rojahn
Zum Abschluss hebt Alligatoah mit Ansagen wie „Hurricane, wollt ihr mit mir über Gott reden? Ich auch nicht“ den Satire-Pegel für den letzten großen Party-Moment des Tages. Das steril wirkende Büro, in das der Musiker kurz zuvor aus dem Nichts gefallen zu sein scheint, ist zweifelsohne die durchdachteste Bühnenperformance des Tages. Hier lohnt sich das Nachschauen im Stream auf jeden Fall.



