Festivalbericht

HipHop lebt: Das splash! Festival 2025 zeigt die Vielfalt der Kultur

Das splash! 2025 macht klar: HipHop in Deutschland ist kein homogener Block – sondern ein vielschichtiges, pulsierendes Universum.

Als leidenschaftlicher HipHop-Fan und Musikjournalist war ich gespannt, wie das splash! Festival 2025 die Szene inszeniert. Und schon im Backstage-Bereich wird klar: HipHop in Deutschland ist kein einheitlicher Block mehr, sondern ein vielschichtiges, dynamisches Universum – von Untergrund bis Mainstream, von politischen Botschaften bis hin zu innovativen Soundexperimenten.

Von den Anfängen bis heute – DJ Ron erinnert sich

DJ Ron ist eine lebende Legende des splash! – ob als DJ, Pressesprecher oder Feel-Good-Manager: Er war in fast jeder Rolle dabei und hat das Festival mitgeprägt. Seit der allerersten Stunde ist er Teil dieser Geschichte. „1999 war ein Augenöffner“, erinnert er sich. „HipHop war damals noch Nische, doch hier spürte man: Das ist mehr als Musik – das ist eine explodierende Kultur.“ Das allererste splash! fand 1998 noch indoor vor gerade einmal 1.300 Menschen statt. Ein Jahr später dann der Sprung: Open Air, 13.000 Besucher:innen, ein kollektives Staunen – und der Moment, in dem deutlich wurde: HipHop ist in Deutschland angekommen. Heute, im Jahr 2025, pilgern knapp 30.000 HipHop-Fans nach Ferropolis

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Doechii und UFO361: Energie, Attitüde und Empowerment

Am Donnerstag, den 3. Juli, legte UFO361 spektakulär vor. Als einer der ersten Acts auf der Mainstage brachte er die Crowd dazu, die vielleicht intensivsten Moshpits des Festivalas zu erzeugen – rohe Energie, die bis in die hintersten Reihen spürbar war.

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Doechii wiederum zeigte eindrucksvoll, warum aktuell so viel Hype um sie existiert – und warum er vollkommen gerechtfertigt ist. Ihr Auftritt war eine kompromisslose Hommage an die HipHop-Kultur: Alte Samples, freshe Sounds, starker Flow, beeindruckender Gesang. Eine Performance, die technisch brillierte und gleichzeitig emotional packte.

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Mit Präsenz, Charisma und einer Prise Twerk-Energy zog sie alle Blicke auf sich. Ihre künstlerische Wucht riss die Menge mit – ein Auftritt, der nicht nur unterhielt, sondern auch ein Statement setzte: HipHop ist längst keine Männerdomäne mehr.

Auch nationale Künstlerinnen wie Zsá Zsá, Domiziana, Jolle, Vicky und Rose Mary sorgten für frische Impulse. Sie bringen neue Perspektiven, brechen mit Erwartungen und prägen eine Szene, die sich hörbar und sichtbar verändert – diverser, weiblicher, zukunftsorientierter.

Politik, Provokation und Empowerment

K.I.Z auf der Splash! Mainstage / Foto: Can Yavuz

Am Freitagabend, den 4. Juli, versammelte sich das Publikum geschlossen vor der Mainstage, als K.I.Z mit ihrer gewohnt mitreißenden und politisch aufgeladenen Show ein Zeichen setzten. Ihr Song „Hurra, diese Welt geht unter“ wurde zur bitterbösen, ironischen Hymne einer zerrissenen Gegenwart. Wer sich umschaute, sah in den Gesichtern der Crowd: HipHop trifft hier mitten ins Herz der Realität.

Ski Aggu auf der Splash! Mainstage / Foto: Can Yavuz

Ski Aggu brachte wiederum eine ganz andere Note mit aufs Festival. Mit seiner unkonventionellen Art und offenen Haltung verwandelte er das splash! in einen respektvollen Raum. Besonders stark neben seiner Performance und der Crowd Work: Seine Forderung nach mehr FLINTA*-Moshpits.

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HipHop lebt von Wandel

Was das splash! 2025 so besonders macht? Die ständige Weiterentwicklung. Mehr Frauen auf den Bühnen, neue Themen, genreübergreifende Kollaborationen – und ein echtes Gefühl von Community. Im Backstage-Bereich gab’s inspirierende Gespräche mit bekannten deutschen Rappern: Über Kunstverständnis, über Politik in der Musik, aber auch ganz pragmatisch und eigennützig natürlich, was für eine:n Künstler:in ein gutes Interview darstellt. Wie vielfältig das Festival mittlerweile ist, zeigte sich etwa beim Auftritt von Hanumankind, einem indischen Rapper, der mit seinem viralen Hit „Big Dawgs“ und einem Remix mit A$AP Rocky für Furore sorgte. Auf einer kleineren Bühne – aber mit großer Wirkung – demonstrierte er, wie international und facettenreich HipHop heute ist. Ein weiterer besonderer Moment zeigten Rollstuhlfahrer vor der Mainstage, die ihren eigenen Moshpit aufmachten und so verdeutlichten, dass es auch für sie hier keine Grenzen gibt.

Rollstuhlfahrer vor der Mainstage auf dem splash! / Foto: Teoman Tonn

 Exklusive ME-Interviews mit Baran Kok und Badchieff

Für den Musikexpress hatte ich die Gelegenheit, mit Baran Kok zu reden – einer der spannendsten neuen Stimmen im queeren Rap. Offen und intensiv sprach er über seine Musik, seine queere Identität und die Herausforderungen, die er als schwuler Künstler in der Szene erlebt. Das ganze Interview seht ihr bald auf unserer Website.

Auch Badchieff nahm sich Zeit für ein Gespräch und plauderte offen aus dem Nähkästchen: So erzählte er etwa, wie er einst mit A$AP Ferg shoppen ging. Sie verbrachten mehrere Tage miteinander, was zeigt, wie eng die internationale und nationale HipHop-Szene heute vernetzt ist.

Am Samstag, den 5. Juli, hatte ich das Vergnügen, Ferg – ehemals A$AP Ferg – persönlich zu treffen. Eine beeindruckende Persönlichkeit: Gelassen, charismatisch, mit dem kulturellen Gewicht des A$AP Mob im Rücken. Nur wenige haben die Szene so nachhaltig geprägt wie er. Und doch: Die Crowd war kleiner als erwartet. Früher sah das anders aus. Vielleicht lag’s auch am fehlenden „A$AP“ im Namen, der im Line-up gar nicht auftauchte.Trotzdem strahlte Ferg Energie aus, war präsent, hatte Lust. Und er schaffte es – ganz ohne Hype – die Crowd für sich zu gewinnen.

Legenden, Live-Power und Kulturgeschichte

Young Thug sorgte für Gänsehaut, als er kurzerhand seine beiden Söhne auf die Bühne holte. BigXthaPlug beeindruckte mit Präsenz – von ihm werden wir in Zukunft sicher noch mehr hören. Und dann war da Yeat: Als letzter Act des Festivals lieferte er einen fulminanten Abschluss – energiegeladen, laut, brachial. Seine Performance war überraschend stark, vielleicht sogar stärker als die von Young Thug.

Auch die nationalen Artists zeigten, was sie draufhaben: Majan, BHZ, Jassin und Makko spielten kraftvolle Sets, die das Publikum komplett mitrissen. Deutschrap war auf dem splash! nicht nur vertreten – er war mittendrin.

Young Thug auf der splash! Mainstage Foto: Can Yavuz

Besonders eindrücklich war der Auftritt von Celo & Abdi auf einer der kleineren Bühnen: Ein Moment purer HipHop-Geschichte. Jeder Vers, jede Ansage – man spürte, wie sehr sie die deutsche Rap-Kultur über Jahre geprägt haben. Authentisch, roh, legendär. Hier ein Ausschnitt ihres Auftritts.

Das splash! 2025 war chaotisch, laut, verstaubt – und genau deshalb auf seine eigene Weise großartig. Aber eben auch anstrengend.

Was auffiel: Internationale Acts müssen heute mehr denn je liefern. Sie können sich nicht auf große Namen verlassen, sondern müssen die deutsche Crowd überzeugen – mit Energie, Präsenz und echter Verbindung. Manche reißen ab. Andere wirken überfordert, stehen vor einem leblosen Publikum und scheitern am Vibe.

Natürlich gab’s organisatorische Hänger – zu viel Staub in der Nase, lange Wege, der typische Festival-Wahnsinn. Aber was bleibt, ist ein Gefühl:

HipHop lebt.
Durch Wandel.
Durch Vielfalt.
Durch echte Emotion.
Durch die Menschen, die ihn machen – und durch die, die jeden Vers in der Crowd mitschreien, weil sie ihn spüren.

canyavooz
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Teoman Tonn Teoman Tonn
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