Duran Duran: Die wichtigsten Alben im Ranking
Welche Alben von Duran Duran lohnen sich wirklich? Hier geht es zur Kaufanleitung.
In den grellbunten Achtzigern waren Duran Duran die Leitfiguren der New-Romantic-Szene, jener stylishen, modebewussten und
kommerziell ausgerichteten Nebenströmung der New Wave. Mit tanzbarem Synth-Pop traf die Band aus Birmingham einen Nerv beim Publikum. Mit bahnbrechenden Videos wie dem zum Monsterhit „The Wild Boys“ revolutionierten Duran Duran die noch junge Kunstform des Musik clips. Sänger Simon Le Bon wurde zum Posterboy der ersten MTV-Generation. Wir werfen einen Blick auf die nicht durchgängig stringente Diskografie der englischen Band.
WILDEST BOYS
Duran Duran – Rio (1982): Das ikonische 80er-Album
Diese Gegensätze: Eine Mischung aus Synth-Pop und New Romantic auf der einen Seite, Andy Taylors Rockgitarre und das Saxonfonsolo im Titelsong auf der anderen Seite. Das ist die Musik von Duran Duran in a nutshell. Das zweite Album der Band wird kreativ und kommerziell gleich zum ersten Karrierehöhepunkt. Wenn ein Außerirdischer alles über den Sound der Achtziger erfahren möchte, muss er nur RIO hören. Aber auch auf der Erde findet das Album sein Publikum, auch drüben in den USA. Danach kann eine Band bekanntlich nichts mehr aufhalten. Die ikonische Cover-Illustration stammt vom amerikanischen Künstler Patrick Nagel.
Bewertung: Fünf Sterne
Duran Duran – Decade (1989): Die besten Hits auf einer Compilation
Es soll ja Leute geben, die sich nur für die Hits einer Band interessieren. Für die ist die Compilation DECADE gemacht. Sie erzählt mit Songs aus allen bisherigen Alben die ersten zehn Jahre von Duran Duran nach, und ihre Entwicklung vom Synth-Pop zum Funk’n’Pop’n’Rock Ende der Achtzigerjahre. DECADE ist auch der Beleg dafür, dass Duran Duran bei der Auswahl ihrer Singles kaum etwas falsch gemacht haben. Natürlich ist der Überhit „The Wild Boys“ mit drauf, den es vorher nur auf dem Livealbum ARENA als einzigen Studiotrack gegeben hatte. Und zum ersten Mal auf einem Duran-Duran-Album: der Bond-Song „A View To A Kill“.
Bewertung: Fünfeinhalb Sterne
Duran Duran – Danse Macabre (2023): Halloween-Party mit Coverversionen
Studioalbum Nummer 16 konzipieren Duran Duran als eine Art Soundtrack für eine Halloween-Party. Für den Totentanz hat die Band nur drei neue Songs aufgenommen. Der Rest des Albums besteht aus Coverversionen und Neuinterpretationen von alten Duran-Duran-Songs, die wie etwa „Nightboat“ auf die dunkle Seite der Pop-Macht gezogen werden. Billie Eilishs „Bury A Friend“ steht in einer atemberaubenden Version neben einer Interpretation des Disco-Hits „Supernature“ von Cerrone und „Paint It Black“ von den Rolling Stones. Das liest sich wie eine krude Zusammenstellung, ergibt aber durchaus Sinn, augenzwinkernden Gothic-Sinn.
Bewertung: Fünf Sterne
WILD BOYS
Duran Duran – Duran Duran / Debütalbum (1981): Der Start der New-Romantic-Ära
Die erste Seite des Debütalbums von Duran Duran markiert einen archetypischen Moment der New-Romantic-Bewegung. In den gehetzten New-Wave-Pop-Songs („Girls On Film“, „Planet Earth“), die von Synthesizern angetrieben werden, hallt entfernt das Echo von Bands und Musikern wie The Human League, Roxy Music und David Bowie nach. An Duran Duran und ihren musikalischen Einflüssen werden sich in der Folgezeit einige andere junge Bands aus Großbritannien abarbeiten. Auf Seite 2 des Albums überwiegen, ähnlich wie auf David Bowies LOW, experimentelle elektronische Stimmungen in Songs wie „Nightboat“ und dem Instrumental „Tel Aviv“.
Bewertung: Viereinhalb Sterne
Duran Duran – The Wedding Album (1993): „Come Undone“ & „Ordinary World“
Anfang der Neunziger befinden sich Duran Duran auf künstlerischer Berg-und-Talfahrt. Ihre Alben floppen und nach Nirvana will niemand mehr die Helden aus den Achtzigern hören. Mit ihrem siebten Album kommt die Band 1993 wieder in die Spur – nicht, indem sie ihre Hitformel aus der Vergangenheit wiederholt, sondern indem sie sich mit beiden Beinen im Pop-Mainstream der Neunzigerjahre platziert. Mit den Schmachtfetzen „Come Undone“ und „Ordinary World“ zeigen Duran Duran, dass sie noch immer in der Lage sind, wunderbare Popsongs zu schreiben. Das Hochzeitsvideo zu letzterem Song läuft bei MTV rauf und runter, was für diverse Nummer-1-Platzierungen sorgt.
Bewertung: Vier Sterne
Duran Duran – Future Past (2021): Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Der Stimme von Simon Le Bon ist es zu verdanken, dass Duran Duran trotz allen stilistischen Schlenkern immer wiedererkennbar bleiben. Stilistische Schlenker gibt es auf dem 15. Album der Band so einige, noch mehr aber hat FUTURE PAST an Gästen zu bieten. Mit Mark Ronson und Erol Alkan sind die größten Mainstream- und Underground-Produzenten dabei. Graham Coxon (Blur) spielt auf allen Songs Gitarre und Giorgio Moroder darf zwei Songs mit seiner Disco-Aura veredeln. Rapperin Ivorian Doll und die Schwedin Tove Lo singen mit Simon Le Bon. Das alles positioniert Duran Duran irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Bewertung: Vier Sterne
AmazonBOYS
Duran Duran – Seven And The Ragged Tiger (1983): Das einzige UK-Nummer-1-Album
Mehr Synthesizer, mehr Linn-Drums, mehr Dance Pop. Das dritte Album von Duran Duran scheitert am Versuch, die Originalität des Vorgängers RIO zu übertreffen. Es klingt mehr nach Spandau Ballet als nach Duran Duran – und das soll kein Kompliment sein. Trotzdem wirft SEVEN AND THE RAGGED TIGER drei Top-10-Singles ab („Union Of Snake“, „New Moon On Monday“, „The Reflex“) und wird das erste und bisher einzige Nummer-1-Album der Band in Großbritannien. Danach bricht die Fünferbesetzung mit Simon Le Bon, Andy Taylor, John Taylor, Roger Taylor und Nick Rhodes auseinander und wird erst 21 Jahre später wieder zusammenkommen.
Bewertung: Drei Sterne
Duran Duran – Big Thing (1988): Experimente mit Dance-Rock
Warum nicht einmal ein bisschen herumexperimentieren? Auf BIG THING, ihrem fünften Album, geben Duran Duran das auf, was sie am besten können: Pop. Viele Songs haben einen Dance-Rock-Anstrich, der der Band nur schwer abzukaufen ist. Das Album ist zwar nicht das große Ding, das sein Titel verspricht, hat aber trotzdem seine Momente: die kunstvolle Ballade „Too Late Marlene“ etwa, „I Don’t Want Your Love“, das vom New Yorker Electro-Funk beeinflusst ist, oder den Ambient-Pop-Song „Palomino“, der auch von David Sylvian stammen könnte. Viele Fans verstehen das nicht und verweigern dem Album den Eintritt in die Top 10.
Bewertung: Drei Sterne
Duran Duran – Medazzaland (1997): TripHop- und Industrial-Einflüsse
Der Albumtitel spielt auf das Medikament Midalozam an, das Simon Le Bon bei einer Zahnoperation verabreicht bekommt. Und Duran Duran scheinen sich wirklich im sedierten MEDAZZALAND aufzuhalten: Die Industrial- und TripHop-beeinflussten Songs klingen so, als hätte die Band falsche Erinnerungen an Massive Attack und Nine Inch Nails vertont. Bassist John Taylor erkennt die Zeichen der Zeit und quittiert den Dienst noch während der Aufnahmen. Wie wenig selbst ihre Plattenfirma an den Erfolg des Albums glaubt, zeigt sich in der Veröffentlichungsstrategie. MEDAZZALAND erscheint vorerst ausschließlich in Nordamerika, Lateinamerika und Japan.
Bewertung: Zweieinhalb Sterne
LAME BOYS
Duran Duran – Notorious (1986): Nile Rodgers und der Funk-Rock-Sound
Mit dem Ziel, eine gewisse musikalische Reife zu erreichen, verordnen sich Duran Duran auf ihrem vierten Album einen Richtungswechsel. Was bei den Hitsingles „The Wild Boys“ und „View To A Kill“ geklappt hat, wird schon auch auf dem Album funktionieren. Die Band möchte weg vom Synth-Pop, hin zu einem roheren, zeitgenössischen Sound. Dafür heuern sie Nile Rodgers (Chic) als Produzenten an, der schon Diana Ross und David Bowie in die Neuzeit überführt hat. Aber außer dem Titelsong bleibt nicht viel von diesem Album. Was nützt die schillerndste 80s-Funk-Rock-Produktion, wenn die Songs nicht gut sind?
Bewertung: Zwei Sterne
Duran Duran – Liberty (1990): Orientierungslos in den 90ern
Ob eine Band, die so erfolgreich in einem Jahrzehnt ist und dessen Sound entscheidend geprägt hat, Angst vor dem Beginn des nächsten hat? Weil die Popkultur unerbittlich ist im Fallenlassen alter Helden? LIBERTY ist das sechste Album von Duran Duran und ihr erstes in den Neunzigerjahren. Und wie zur Bestätigung der Angst-These verliert sich die Band in einem dichten Gestrüpp aus höchst unterschiedlichen musikalischen Banalitäten: Power Pop an der Grenze zum Schlager, sterilisierter Soul, Funk Rock. Und kein einziger Song auf LIBERTY ist so stark und memorabel, dass er die aufgezwungenen Arrangements tragen würde.
Bewertung: Anderthalb Sterne
Duran Duran – Thank You (1995): Umstrittenes Coveralbum
Im tiefen Neunzigerjahre-Dilemma: Auf THANK YOU covern Duran Duran Songs, die sie nach eigenem Bekunden beeinflusst haben. „Thank You“ stammt von Led Zeppelin, dazu kommen Sly & The Family Stone, Lou Reed, Bob Dylan, Iggy Pop und The Doors. Das englische „Q“-Magazin kürt THANK YOU zum schlechtesten Album aller Zeiten. Ganz so schlimm ist es nicht. Trotzdem: nein danke.


