Das sind die 50 besten Punk-Alben aller Zeiten
Von 1973 bis 2023: Das hier sind die bisher 50 besten Punk(-Rock)-Alben.
Hüsker Dü – Zen Arcade (1984)
Ein Monolith mit einer Stunde und zehn Minuten Spielzeit. Bob Mould und Grant Hart verlieren auf diesen 23 Songs ihre Jugend by the way of telling a story of youth. Die Muskelspiele des US-Punk ziehen in die Reflektionsschleife, mit einer Piano-Meditation, Folk-Fetzen, Noise- und Psych-Pop-Gitarren. Später wussten’s alle besser – war die Vorschau auf Nirvana. Ein Punk-Konzept-Doppelalbum von dieser Güte gab’s nachher sowieso nie mehr wieder. (fsa)
Slime – Live Pankehallen 21.01.1984 (1984)
Sie hören hier die Essenz des BRD-Politkrawallpunks der 80er-Jahre, der sich seiner Feindbilder („A.C.A.B.“, „Disco“, „Yankees raus“) und Helden („Störtebecker“) noch absolut sicher war. Gleichzeitig schließt diese Liveplatte Phase eins der vorübergehenden Hamburger Autonomen-Helden ab. Manches ihrer Statements relativierte die Zeit. Doch die Energie dieser Aufnahmen aus Berlin-Wedding, auf denen die Songs übereinander herzufallen scheinen, ist nicht relativierbar. (ogö)
Razzia – Ausflug mit Franziska (1986)
Mit diesem für seine Zeit nicht nur in Sachen Sound ziemlich eigenwilligen, grunddüsteren Album (Synthesizers!) entwerfen die Hamburger früh eine Blaupause dafür, wie sich partielle Verschwurbelung und offensive Direktheit im Genre nicht ausschließen müssen. Das Ergebnis kommt nicht nur ohne die damals handelsüblichen Parolen aus, sondern schafft sich viel mehr seine eigenen, wenn es dem Hörer Zeilen an den Kopf knallt wie: „Als Haus wärst du ´ne Hütte“. (lv)
Big Black – Songs About Fucking (1987)
1987 war das Wendejahr in der Gitarrenmusik. Hardcore, der direkte Nachkomme des Punk, wurde zahmer, Bands wie Hüsker Hü und Dinosaur Jr. brachten den gewissen Popfaktor in die Musik, was der Erfindung der 90er-Jahre, von Grunge und Alternative Rock, gleichkam. 1987 veröffentlichte STeve Albinis Band Big Black ihr zweites und auch schon wieder letztes Album SONGS ABOUT FUCKING, eine Sammlung von brutalen, aber subtil strukturierten Hardcore-Punk-Songs (inkl. dem Kraftwerk-Cover „The Model”). Die Spannung entstand aus dem Zusammenspiel der beiden Gitarristen (Albini und Santiago Durango), die Wendungen und die Koplexität des Math Rock waren in den Kompositionen schon zu erahnen, während „Power Of Independet Trucking” und „L Dopa“astreine Punk-Songs waren. (ko)
Boxhamsters – Wir Kinder aus Bullerbü (1988)
Humor und Empfindsamkeit – sobald Deutschpunk etwas in dieser Richtung transportieren möchte, geht man eigentlich in Deckung. Einer der ganz wenigen Acts, denen es gelingt, hierbei unpeinlich zu bleiben, sind die Boxhamsters aus Gießen. Poppig, eingängig, verschmitzt. Was sonst ein Ausschlusskriterium für den harten Punker darstellt, wird hier zum Markenzeichen. Ihr leicht schrottoides Debüt quillt über vor Charme und kleinen Hits. (Lv)
Bad Religion – No Control (1989)
Der Meilenstein der vielleicht wichtigsten US-Punkband – zumindest jener mit dem größten Wiedererkennungswert, mit der größten Beständigkeit. NO CONTROL holte den California-Punk der 80er-Jahre, an dem Bad Religion selbst seit Anfang der Dekade mitgearbeitet hatten, mit rüber in die 90er, und legte mit der Kombination aus Greg Graffins hypermelodiösen Gesangshooks und den messerscharfen Gitarren von Brett Gurewitz den Grundstein für Bands wie NOFX oder Lagwagon. (jov)
EA80 – 202 (1990)
Die bis heute aktive Band um Sänger Martin Kircher gibt keine Interviews, es existieren keine offiziellen Fotos, ihre Platten veröffentlichen sie selbst. EA80 wirken wie ein Gesamtkunstwerk zum Thema subkulturelle Integrität. Punk erscheint bei der düsteren Band aus Mönchengladbach nie wie ein jugendkulturelles Accessoire, sondern eher wie eine Geheimgesellschaft. Die faszinierende Schwere und Strenge bringt 202 sogar nah dran an frühe Joy Division. (lv)
Blumen am Arsch der Hölle – Blumen am Arsch der Hölle (1992)
Jens Rachut ist ein stabiles Chamäleon. Keiner seiner dringlichen wie relevanten Punkbands gönnte der mittlerweile über 60-jährige Hamburger ein langes Leben. Sein vermutlich einflussreichstes Projekt schafft es Anfang der 90er sogar nur auf eine Veröffentlichung: Blumen am Arsch der Hölle zeigen einem Genre, das feststeckt zwischen Saufkarneval und stumpfen Parolen, einen inhaltlichen und ästhetischen Ausweg, der bis heute Respekt und Nutzer findet. (lv)



