Bob Vylan distanzieren sich nach Eklat live von krassen Glastonbury-Ansagen
Bei ihrem London-Gig baten sie das Publikum nicht „in Schwierigkeiten“ zu bringen. Unpolitisch blieb es deshalb aber nicht.
Das britische Punk-Duo Bob Vylan hat beim ersten Auftritt seit dem umstrittenen Gig beim Glastonbury Festival 2025 das Publikum gebeten, einen „Death to the IDF“-Gesang – zu Deutsch: „Tod den israelischen Streitkräften“ –, den sie selbst beim UK-Open-Air anbrachten, nicht zu wiederholen.
Die Ansage brachte der Act während eines Konzerts am 9. Juli im Londoner 100 Club. Frontmann Bobby Vylan wandte sich direkt an die Fans und sagte: „No no no no no, ihr bringt mich sonst in Schwierigkeiten.“ Stattdessen führte er die Menge zu einem „Free, free Palestine“-Chant, was seiner Meinung nach wohl eher gehen würde.
„Wir hätten nicht erwartet, dass wir eine solche Debatte anstoßen“
Zum Kontext: Bei ihrem Glastonbury-Auftritt Ende Juni hatten Bob Vylan ihre Solidarität mit Palästina ausgedrückt und den Israel Defence Forces (IDF) mit dem besagten Sprechchor ihre Ablehnung gezeigt. Dieser Auftritt führte zu intensiver Kritik und einer anschließenden polizeilichen Untersuchung. Daraufhin wurden mehrere ihrer geplanten Konzerte in Deutschland und Frankreich abgesagt, ihre Agenten trennten sich von ihnen und ihre US-Visa wurden widerrufen.
Im Gespräch mit dem Publikum beim London-Gig äußerten sich Bob Vylan erschöpft, aber bestimmt: „Wir löschen gerade Brände. Wir hätten nicht erwartet, dass wir eine solche Debatte anstoßen.“ Sänger Bobby Vylan bezeichnete die Lage in den besetzten Gebieten als „absolutes Chaos“ und verurteilte das Vorgehen gegenüber Palästinenser:innen. „Wir wollen lediglich die Befreiung des palästinensischen Volkes“, so Vylan weiter. „Das ist keine gewalttätige Forderung, sondern das Streben nach Freiheit von Unterdrückung. Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen.“
Gemischte Reaktionen auf umstrittene Äußerungen
Der öffentlich-rechtliche Sender BBC, der den Glastonbury-Auftritt live übertragen hatte, bezeichnete die Aussagen von Bob Vylan als „beleidigend und verabscheuungswürdig“. In der Folge trat ein BBC-Music-Verantwortlicher zurück, und die BBC kündigte an, künftig keine Live-Übertragungen von Auftritten zu zeigen, die als „risikobehaftet“ eingestuft werden. Mehrere Künstler:innen, darunter die Lambrini Girls, Amyl & The Sniffers, Soft Play, Massive Attack und Chuck D, äußerten öffentlich ihre Unterstützung für Bob Vylan und forderten einen stärkeren Fokus auf die Situation in Gaza.
Absagen folgten
Die britische Band wurde zudem vom Radar Festival in Manchester ausgeladen. Mehrere Bands, darunter Hero In Error, sagten ihre Teilnahme an dem Festival in Solidarität mit Bob Vylan ab. Darüber hinaus wurden mehrere Konzerte in Deutschland abgesagt, darunter Auftritte als Vorband der US-Band Gogol Bordello in Hamburg, Stuttgart und Köln. Dies bestätigte der Veranstalter FKP Scorpio gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Absagen erfolgten unter anderem auf Druck des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, der den Auftritt von Bob Vylan bei Glastonbury scharf kritisierte. Klein erklärte: „Ich finde es abstoßend und unwürdig, die Bühne eines Musikfestivals gezielt und öffentlich für Hass und Hetze zu missbrauchen und zum Tod von Menschen aufzurufen.“



