„All Time Favourites“: David Bowies geheime Notizen entdeckt

In London eröffnet eine Ausstellung mit bisher unveröffentlichten Artefakten der Glamrock-Legende David Bowie.

Im David Bowie Center in London sind neue handschriftliche Notizen des Glamrock-Musikers ausgestellt worden. Welche Songs und Bücher haben ihn begleitetet, und was hielt er Mitte der Neunziger für „out“? Diese Fragen klären sich nun mit der Eröffnung der dauerhaften Ausstellung zu Ehren des Künstlers.

Ein Archiv voller Einblicke

Das Londoner Victoria & Albert Museum hat in seinem Storehouse in Ostlondon einen zentralen Ort für das Werk des berühmten Musikers und Schauspielers geschaffen. Die Sammlung zeichne „kreative Prozesse als musikalischer Innovator, kulturelle Ikone und Verfechter der Selbstentfaltung und Neuerfindung“ David Bowies nach, wie „Times“ schreibt. Rund 90.000 Objekte sind dort zugänglich, darunter Fotografien, Kostüme, Instrumente und unzählige Skizzen. Darunter etwa auch ein Notiz, in der die Lieblingssongs des verstorbenen Artists gelistet sind. „Memo für Radiosendung – Liste der Lieblingssongs“ heißt es, darunter findet sich eine Aufzählung mit Titeln wie „Right Now Right Now“ (1956) von Alan Freed and His Rock ‘N’ Roll Band oder Jeff Becks „Beck’s Bolero“ (1966).

David Bowies „All Time Favourites“

Die privaten Notizen des Künstlers spiegeln die Bandbreite seiner Charaktereinflüsse, Interessen und Gedanken auf persönlichste Weise wider.

Die Liste an Lieblingssongs etwa reicht von klassischer Musik über Jazz bis hin zu experimentellem Rock — es ist alles dabei. Hier ein Ausschnitt seiner liebsten Stücke.

  • Ralph Vaughan Williams – „Fantasia on a Theme by Thomas Tallis“ (2003)
  • Richard Strauss – „Vier Letzte Lieder“ (1948)
  • Little Richard – „True Fine Mama“ (1957)
  • The Hollywood Argyles – „Sho Know a Lot About Love“ (1960)
  • Miles Davis – „Some Day My Prince Will Come“ (1961)
  • Charles Mingus – „Ecclusiastics“ (1956)
  • Legendary Stardust Cowboy – „I Took a Trip on a Gemini Spaceship“ (2006)
  • The Beatles – „Across the Universe“ (1969)
  • Ronnie Spector – „Try Some, Buy Some“ (1971)
  • Roxy Music – „Mother of Pearl“ (1974)
  • Edgar Froese – „Epsilon in Malaysian Pale“ (1975)
  • The Walker Brothers – „The Electrician“ (1978)
  • Sonic Youth – „Tom Violence“ (1986)

Einblicke in Bowies Gedankenwelt

Weiter unten auf dem Stück Karo-Papier steht in selbstbewusster Handschrift in schwarzer Tinte „All Time Favourites“, unterstrichen. Darunter würdigt der Musiker zwei ihn scheinbar prägende Romane: Jack Kerouaks „On the Road“ (1957) und „City of Night“ (1963) von John Rechy. Unter den 23 weiteren Büchern, die sein Leben begleiteten waren auch George Orwells dystopisches Werk „1984“ aus 1949, oder etwa „Kaltblütig“ (1965) von Truman Capote.

Auf einer anderen Seite aus dem Jahr 1995 hat der Sänger eine Liste mit Dingen getippt, die er als „in“ und „out“ betrachtete. „In“ waren beispielsweise „Spiritualität, Chaos-Surfen, keine ordentlichen Enden, vernünftige kybernetische Systeme, Ennui“ und — natürlich — „David Bowie“. Als „out“ erachtete er scheinbar „Postmoderne, Religion, Ironie“ und: „David Bowie“.

David Bowies geheimes Projekt

Im Zuge der Archivrecherche wurde auch festgestellt, dass Bowie in den letzten Monaten seines Lebens an einem separaten Projekt gearbeitet haben muss. In den Notizen fand man Aufzeichnungen, die der Musiker als „Musical aus dem 18. Jahrhundert“ mit dem Titel „The Spectator“ bezeichnete. Wie „Times“ berichtete, seien die Details des Projekts streng geheim gehalten worden — selbst seine engsten Mitarbeiter:innen wussten nichts von seiner Existenz, bis die Notizen nach seinem Tod 2016 in seinem Arbeitszimmer gefunden wurden.

Am 13. September wird die permanente Ausstellung im David Bowie Center für alle Interessierten und Fans zugänglich sein.