Wegen Trump-Kritik: Late-Night-Show mit Jimmy Kimmel abgesetzt
Zensur in Aktion? Deswegen wurde „Jimmy Kimmel Live“ auf unbestimmte Zeit eingestellt
Das US-amerikanische TV-Netzwerk ABC stellt die Ausstrahlung der Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live“ auf unbestimmte Zeit ein. Begründet wurde dies mit Jimmy Kimmels Äußerungen in seinem Montagabend-Monolog hinsichtlich des Schützen im Fall um den rechten, Donald Trump nahestehenden Aktivisten Charlie Kirk.
Zensur in Aktion? Das ist passiert
Am Abend des 15. September kommentierte der Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel die Tötung von Charlie Kirk. Dabei deutete er an, dass der mutmaßliche Schütze, Tyler Robinson, ein republikanischer MAGA-Anhänger und Trump-Unterstützer sei. Kimmel sagte: „Die MAGA-Gang versucht verzweifelt, diesen Typen, der Charlie Kirk ermordet hat, als alles andere als einen von ihnen darzustellen, und sie versuchen alles, um daraus politisches Kapital zu schlagen.“
Unter Bezugnahme auf Äußerungen des Vizepräsidenten JD Vance, der als Gastmoderator in Kirks Podcast auftrat, fügte er hinzu: „Der Präsident und seine Handlanger tun ihr Bestes, um die Flammen zu schüren, damit sie, wie ich vermute, Menschen der gefährlichen Linken angreifen können“, was gereicht hat, um ausschreitende Reaktionen zu provozieren. Die Trump-Administration sah sich in ihrer Positionierung so verwundet, dass sie die US-amerikanische Medienaufsichtsbehörde, die Federal Censorship Commission (FCC), auf die Sendung aufmerksam machten.
Ausstrahlung der Late-Night-Show vorerst beendet
Der von Trump eingesetzte Vorsitzende des FCC, Brendan Carr, behauptete, dass es sich bei Kimmels Monolog offenbar um eine „konzertierte Aktion, das amerikanische Volk zu belügen“ handele. Der Fernsehsenderbetreiber Nexstar Media Group ging noch weiter und bezeichnete die Äußerungen des Moderators zum Tod des ultrarechten Charlie Kirk als „beleidigend und unsensibel in einer kritischen Phase unserer nationalen politischen Debatte“.
Trump zeigte sich erfreut über die vorübergehende Absetzung von „Jimmy Kimmel Live“. Er forderte, dass auch andere Sendungen, die von Moderator:innen präsentiert werden, die nicht zwangsläufig in das Meinungsbild des Präsidenten reinspielen, aus dem Programm genommen werden. Zuletzt wurde etwa „The Late Show with Stephen Colbert“ gecancelt, nachdem Colbert die Muttergesellschaft des Senders, Paramount, dafür kritisierte, dass sie einen Rechtsstreit mit Donald Trump über 16 Millionen US-Dollar beilegten. Donald Trump reagierte positiv auf die Absetzung. So schrieb er auf Truth Social: „Ich finde es großartig, dass Colbert gefeuert wurde. Ich habe gehört, Jimmy Kimmel soll der Nächste sein.“
„Das ist gefährlich und verfassungswidrig“
Gesagt, getan. Brendan Carr bezeichnete etwa Kimmels Äußerungen als Versuch, ein Narrativ zu spinnen, dass die Kriminalisierung von MAGA-Anhänger:innen Und Republikaner:innen fördere. Er drohte, dass es „zusätzliche Arbeit für die FCC geben würde“, wenn keine Maßnahmen gegen Kimmel ergriffen würden. Während der stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses die Absetzung der Late-Night-Show als Beispiel für eine „Kultur der Konsequenzen“ bezeichnete, attestierte der demokratische Senator Ed Markey das Vorgehen als „Zensur in Aktion“. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom schrieb auf X: „Medienplattformen kaufen und kontrollieren. Kommentatoren entlassen. Sendungen absetzen. Das sind keine Zufälle. Das ist koordiniert. Und das ist gefährlich.“
So argumentierte er: „Der Vorsitzende der FCC droht ABC und Disney wegen Kimmels Äußerungen, und nur wenige Stunden später wird er aus dem Programm genommen. Das ist gefährlich und verfassungswidrig. Die Botschaft an alle Medienunternehmen ist klar: Übernehmt die MAGA-Leitlinie oder die Bundeszensurkommission wird euch verfolgen.“
Sorge um die Meinungsfreiheit
Trump-Supporter:innen zeigen sich gemeinhin zufrieden über die Entscheidung des FCC. Die lauteren Stimmen sind derzeit jedoch die, die in den Handlungen des FCC und des ABC eine allgemein besorgniserregend Konsequenz für die Meinungsfreiheit sehen. „Das ist nicht richtig“, schrieb etwa Schauspieler Ben Stiller auf X. Und die Comedian Wanda Sykes sagte in einem Video auf Instagram: „Trump hat in seiner ersten Woche weder den Krieg in der Ukraine beendet, noch das Problem in Gaza gelöst. Aber er hat in seinem ersten Jahr die Meinungsfreiheit abgeschafft.“
Der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten garantiert das Recht auf freie Meinungsäußerung. Demnach darf die Regierung keine Gesetze erlassen, die die Pressefreiheit einschränken. So reagierte Schauspielerin Sophia Bush auf die Absetzung der Kimmel-Show: „Die erste Verfassungsänderung existiert in Amerika nicht mehr. Punkt. Der Faschismus ist da, und das ist erschreckend.“
Charlie Kirk wurde am 10. September während eines Auftritts auf einem Universitätscampus im Bundesstaat Utah erschossen. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und als Sprachrohr von Präsident Donald Trump für junge Menschen. Nach Angaben der Behörden schoss der 22-jährige Tyler Robinson von einem Dach aus auf Kirk. Er wurde festgenommen und von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt. Kurz nach dem Attentat kontaktierte Kimmel Kirks Familie, um ihr sein Beileid auszusprechen.



