Ed Sheeran
PLAY
Asylum/Warner (VÖ: 12.9.)
Big Pop gegen Big Problems.
Mathe ist aus. Erst vor wenigen Tagen schloss Ed Sheeran seine Grundrechenartentour ab. Unterhaltsame Shows waren das, Sheeran zeigte seinen Trick: Pub-Folk in die Arena zu bringen, im Stil eines Haarschnittverweigerers in normal geschnittenen Jeans. Nun beginnt eine neue Ära, Sheeran startet eine Alben-Reihe mit Symbolen audiovisueller Abspielgeräte. Mit PLAY fängt’s an, REWIND ist schon fertig und soll bald folgen. Dass es auch FORWARD und RECORD geben wird, entspricht der Sheeran’schen Logik. Waren seine letzten Alben unauffällig, kehrt er zum großen Pop zurück.
Die Erzählung: Die vergangenen Jahre waren Scheiße, ein guter Freund starb, seine Frau erhielt während der Schwangerschaft eine Krebsdiagnose. „Rock bottom“ sagen die Briten: tiefer geht’s nicht. PLAY ist der Soundtrack für den Weg nach oben. Der erste Song „Opening“ gibt dafür die Anleitung, mittendrin gibt’s einen Rap-Part, zunächst überlegt man, wer der Feature-Gast sein könnte, um zu merken: das ist Sheeran selbst. Danach bietet PLAY Motivations-Radiopop mit globalen Einflüssen. Ein bisschen Latin, indische Tablas, routinierter Blue-Eyed-Soul.
Hängen bleiben die schwermütigen Momente. „Old Phone“ entdeckt das Handy als Nostalgiemaschine, „Camera“ feiert die Schnappschüsse des Lebens, „In Other Words“ ist der Lichtermeerkitsch, den Coldplay nicht mehr hinbekommen. 18 Stücke in einer Stunde bietet die extended PLAY-Version bei den Streaming-Diensten, und im letzten Drittel traut sich Sheeran noch mal was. „Problems“ ist – wirklich wahr – ein Stück zwischen The National und Juanes. „War Games“ gebotene Zeitkritik im Popsound der Neunziger, „Regrets“ eine nachdenkliche Rap-Erzählung, die Mike Skinner auch nicht mehr besser hinbekommt.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.



