John Maus

LATER THAN YOU THINK

Young/XL/Beggars/Indigo (VÖ: 26.9.)

Doch kein Trump-Fan: Der promovierte Politikwissenschaftler entkräftet jeden Verdacht mit raffiniertem Hypnagothic Synth-Pop. Am 6.1.2021 traf sich John Maus mit der Regisseurin Alex Moyer und seinem Weggefährten Ariel Pink wegen eines gemeinsamen Projekts in Washington, D.C. – doch bekanntlich kam es anders und vor allem zu problematischen Aufnahmen für Maus, die ihn als scheinbaren Teilnehmer des Sturms auf das Capitol zeigten.

Der Trump-Verehrer Pink wurde in Folge von seinem Label gedropt, Maus indes versichert, Trump nicht zu unterstützen und linker als links zu sein. Dass Avantgarde-Sound nicht vor MAGA-Gedankengut schützt, hat Pink nur zu gut bewiesen – Maus indes legt mit LATER THAN YOU THINK ein derart vielschichtiges und durchdachtes Album vor, dass es Anlass gibt, ihn von ähnlichen Tendenzen freizusprechen.

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Fans finden hier alle Evolutionsstufen seines Schaffens: Bitterböse Basslines, pulsierende Drum Machines und schäbige Synthesizer fügen sich zu einer bröckeligen Achtziger-Patina, dazu Maus‘ in Ian Curtis‘ Gruft hinabgestiegener Bariton. Die kryptischen Texte sind mit Bedeutung aufgeladen, hier zitiert er den Philosophen Alain Badiou, dort versinkt er in religiösen Anspielungen, untermauert von synthetischen Bach-Sonaten. In „Adorabo“ erklingen Gregorianische Gesänge, mit viel „Hallelujah“ endet das Album in schummriger Trübnis, und man fragt sich, ob man all das eben wirklich gehört hat.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 10/2025.