Curtis Harding
DEPARTURES & ARRIVALS: ADVENTURES OF CAPTAIN CURT
Anti/Indigo (VÖ: 5.9.)
Soul für die Gen Z, der sich auf die Spuren von Sun Ra begibt.
Rund zehn Jahre ist es her, dass Curtis Harding mit seinem Debütalbum SOUL POWER gezeigt hat, wie zukunftsgewandter Soul im 21. Jahrhundert klingen könnte. Nicht nach nostalgischer Schwelgerei, sondern tatsächlich als Sound für das Hier und Jetzt, aber auch für das Morgen und vielleicht sogar das Übermorgen. Diese Geschichte schreibt er jetzt mit seinem vierten Album fort – das diesmal sogar thematisch ins All abhebt. „Space is the Place“, hat ja Sun Ra immer gesagt, und genau dahin strebt Harding jetzt mit der Erzählung von Captain Curt.
Der hat aber im Space nicht seinen Place gefunden, sondern ist auf seiner Reise durch die Unendlichkeit des Weltalls verloren gegangen und sucht jetzt verzweifelt seinen Weg nach Hause. Wobei diese Odyssee durch den Kosmos weniger Begegnungen der dritten Art verspricht, als eher ganz große Romantik, wie auf dem von Streichern getragenen „Hard As Stone“, bei dem Hardings Stimme verzerrt nach einem liebestrunkenen Marsmännchen klingt.
Und wer bei „There She Goes“ mit seinen verzerrten Retro-Gitarrensolos oder beim schimmernden und glitzernden „True Love Can’t Be Blind“ mit seinen spacey Chören nicht zum Engtanz auf die Tanzfläche rennt, dem ist wahrscheinlich einfach nicht mehr zu helfen. Kaum jemand versteht es besser, klassischen Soul in den Sound der Gegenwart zu übersetzen, das beweist Curts Harding mit DEPARTURES & ARRIVALS erneut.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 10/2025.


