The Beths

STRAIGHT LINE WAS A LIE

Anti/Indigo (VÖ: 29.8.)

Kindergarten forever! Depressionen lauern auch unter gut gelauntem Indie-Rock.

„No Joy“ heißt der Song, und um diesen freudlosen Zustand zu bebildern, haben The Beths den dazugehörigen Videoclip in einem quietschfarbigen Kindergarten angesiedelt. Sängerin Elizabeth Stokes rollt Knetgummi, pinselt violette Kreise und singt: „Wanted to cry but I couldn’t“, während der Rest des Quartetts gequält grinst.

So entsteht ein schlüssiges Bild einer Depression, aus der man eben nicht rauskommt, bloß weil außen rum alles schön bunt ist. Der Kindergarten ist aber auch eine schöne Metapher für den Indie-Rock, den die neuseeländische Band seit ihrer Gründung 2014 spielt, denn auch auf STRAIGHT LINE WAS A LIE, ihrem vierten Album, weigern sie sich standhaft, erwachsen zu werden.

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Schrammelgitarren, das Schlagzeug immer schön auf die Eins, der Groove eher hölzern, aber dafür verschlingen sich die vier Stimmen zu wundervollen Kaskaden. Diese Harmoniegesänge waren und sind der USP der Beths, und während Stokes das Verhältnis zu ihrer Mutter analysiert („Mother, Pray For Me“), malt sie sich aus, wie es ist, einfach liegen zu bleiben und sich von Mücken auffressen zu lassen („Mosquitoes“), und generell viel über den Sinn des Leben nachzudenken. „Keep you alive“, singt sie, die glockenhelle Melodien kollidieren spektakulär mit den eher introspektiven Inhalten. The Beths sind reif für die Vorschule.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 09/25.